Marilyn Manson :: Eat Me, Drink Me

Der selbst ernannte Schock-Rocker mit einem niederschmetternden Resümee seiner Kurz-Ehe – und seinem stärksten Album seit Mechanical Animals.

Eigentlich hätte man auf Brian Warner keinen Cent mehr gesetzt. Sein letztes Album The Golden Age Of The Grotesque war nur Durchschnitt, die Coverversion von „Tainted Love“ peinlich und die ganze Rockstar-Nummer von wegen Promi-Hochzeit (mit Fetisch-Model Dita Von Teese), Hollywood-Karriere, Galerie-Eröffnung etc. eine Farce. Der Mann, der den US-Rock der 90er-Jahre auf den Kopf gestellt und ihm Androgynität und Subversivität gegeben hatte, schien seine Power verloren zu haben. Umso überraschender die Rückkehr mit Eat Me, Drink Me. Ein Album, das er im Alleingang mit Bassist/Gitarrist Tim Skold (Ex-KMFDM) produziert hat und das musikalisch an den visionären Glam-Rock von Mechanical Animals(1998) erinnert. Mit elf Songs, die sich betont sphärisch und mystisch geben und durch epischen Bombast, unvermittelte Noise-Eruptionen, Industrial-Anleihen und minutenlange Gitarrensoli glänzen. Damit verschafft sich der 38-Jährige nicht nur neue Ecken und Kanten, er sorgt auch für einen Ausgleich zu den ruhigen, getragenen Momenten. Etwa dem balladiösen „Putting Holes In Happiness“, dem melancholischen „Just A Car Crash Away“ und dem poppigen „Heart Shaped Glasses“. Darin thematisiert er seine Beziehung zu der 19-jährigen Schauspielerin Evan Rachel Wood, und kokettiert – selbstironisch – mit dem Lolita-Motiv. Weitaus morbider sind die übrigen Stücke. In denen rechnet er mit Von Teese ab, die ihn – so sagt er – in ein mentales wie kreatives Gefängnis gesteckt habe, in dem sie ihn zum Glamourboy und braven Hollywood-Promi umpolen wollte. Was zu Selbstmordgedanken bzw. weit reichendem Identitätsverlust führte und nun systematisch aufgearbeitet wird. Die Scheidung kann Manson dann ja auf seinem nächsten Album thematisieren.