Marianne Faithfull

Horses And High Heels

Naïve/Indigo VÖ: 28. Januar 2011

Die Grande Dame des britischen Pop wird persönlicher und beginnt zu resümieren.

Es gibt nicht mehr viele wie sie. Die große Dusty Springfield ist tot, Sandie Shaw hat sich ins Privatleben zurückgezogen, Lulu taucht gelegentlich, aber nicht wirklich entscheidend in Erscheinung. Somit ist Marianne Faithfull die einzige bedeutende britische Sängerin der Sechzigerjahre, die noch im Geschäft ist. Ausgerechnet Faithfull! Eine, die weit mehr als ihre Kolleginnen gelitten, Drogenentzüge, Alkoholprobleme, einen Selbstmordversuch, mehrere problematische Ehen, Beziehungen und Skandale hinter sich hat. Man hört das an dieser tiefen, von unzähligen Litern Whiskey und nicht weniger Stangen Zigaretten zerschundenen Reibeisenstimme, die Faithfull-Alben an sich schon zum Ereignis machen.

Ihr neues ist noch einen Tick ergreifender als der Vorgänger Easy Come, Easy Go. Man merkt der Sängerin an, dass sie langsam beginnt, sehnsuchtsvoll zurückzublicken. Ob der Tod ihrer Weggefährtin Lesley Duncan, deren „Love Song“ Faithfull hier covert, etwas damit zu tun hat? Von den Shangri-Las hat sie sich „Past, Present And Future“ ausgesucht, eine melancholische Orchesterballade. „I think I’m goin’ back to the things I learned so well in my youth“, zitiert die 64-Jährige Carole King. Trotzdem bleibt auch Raum für Unbeschwertheit, wenn sie „Back In Baby’s Arms“ von Allen Toussaint covert und sie in ihrem eigenen Stück „Eternity“ andeutet, dass ein Teil von ihr nie von uns gehen wird. Dazu zählt ganz sicher auch dieses, von Hal Willner wieder sehr liebevoll produzierte Album.