Marianne Faithfull – Easy Come, Easy Go

Vom unschuldigen, „As Tears go By singenden Mädchen zum wilden Kind der sechziger Jahre, zur verlorenen Seele und sich immer wieder neu erfindenden Künstlerin und schließlich zur gefeierten Schauspielerin und Rock’n’Roll-Ikone- Marianne Faithfull hat einen ziemlich langen Weg hinter sich. Und doch scheint sie erst heute dort angekommen zu sein, wo sie sich wohlfühlt. Auf ihrer letzten Platte before the poison, für die sie zahlreiche prominente Musiker einlud, Songs beizusteuern, schien Faithfull noch in der raumgreifenden Präsenz von Damon Albarn, Billy Corgan &Co. unterzugehen. Auf ihrem neuen und 22. Album ist das völlig anders. Zwar hat die 62-Jährige wieder massig Gäste heran gekarrt, aber diesmal hat sie das Material eigenhändig ausgewählt und brilliert auf easy come, easy go durchweg als allzeit präsente und im Mittelpunkt stehende Gastgeberin. Die selbst ernannte „Spezialistin für das Dunkle“ hat die Songs gut gewählt: Geschichten überverzweifelte Gestalten, Lieder von Musikern, deren Lebensgeschichten ihrer eigenen nicht unähnlich sind. Songs wie Morrisseys „Dear God Please Help Me“, „Salvation“ von Black Rebel Motorcycle Club, „Crane Wife 3“ der Decemberists oder Randy Newmans „In Germany Before The War“ klingen mit Marianne Faithfulls rauchiger, dunkler Stimme und den getragenen Orchesterarrangements noch eine Etage düsterer als die jeweiligen Originale. Ihre Gastmusiker halten sich angenehm zurück und setzten nur Akzente-selbst die großen Stimmen Chan Marshalls, Nick Caves und Antony Hegartys färben das Bild nur zusätzlich ein, sind andererseits aber auch mehr als bloße Dekoration; Ihre Beiträge machen Sinn. Ganz vorne aber, am Bühnenrand, steht immer Marianne Faithfull. Eine schöne Interpreten-Platte einer sensiblen und kompetenten Aneignungskünstlerin. VÖ: 14.11.

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