Marc Almond – Stardom Road

Comeback ist ein hässliches Wort. Knapp drei Jahre nach dem Motorradunfall, der ihn ins Koma warf, aus dem er ohne Hoffnung aufwachte, jemals wieder eine Bühne betreten zu können, hat sich Marc Almond (50) vor uns postiert: Aus dem Jungen, der einmal der beste böse Torchsinger seiner Generation war, dem atemlosen Engel aus dem Schatten der Nacht, den er für Soft Cell gab, ist ein Entertainer der Nostalgia-Klasse geworden. Er hat mit dem Gedanken an Selbstmord gespielt, verriet er britischen Zeitungen, „Warum lebe ich. warum konnte nicht Schluss sein?“ Die Antwort gibt-natürlich-dieses Album. Es sind 13 Songs, zwölf Coverversionen und eine einzige Neukomposition Almonds, „Redeem Me“ ziemlich am Ende der Platte. Alles in allem ein Album aus der Not der Tage: Marc Almond war kaum in der Lage, neue Songs zu schreiben, er ließ sich in die Liederfallen, die etwas von seinerGeschichte erzählen könnten, von der armen Seele auf der staroom road, musikalisch aufgefangen in einem oft opulenten, manchmal hochfrisierten Streichersound. Pop Classics, Classic-Pop: Das ist der Klang, der das Samstagabendfamilienprogramm im Ersten oder Zweiten erschüttert, wenn Sie wissen, was ich meine. Wahrscheinlich hat Almond sein Konto für große Cover in der Vergangenheit schon überzogen („Hey Joe“ auf The Art Of Falling Apart und die Jacques-Brel-Interpretationen Jahre später). Beim Barry-Ryan-Hit „Kitsch“ der mit Marc Bolans „Hot Love“ zu einer Art von Musical-Potpourri zusammengekloppt wurde, schrillen sofort die Alarmglocken. So hört Sich der Übergang vom Pop zum Bierzelt an. Aber es gibt auch einen anderen Almond hier. „The Ballad Of The Sad Young Men“ im Verein mit Antony Hegarty (Antony And The Johnsons) ist ihm ganz wunderbar geraten, ein Jazz-Song aus ziemlicher Distanz. Als „Dream Lover“ würde David Lynch Almond noch einmal für ein Remake von „Blue Velvet“ engagieren. „Strangers In The Night“ langweilt dagegen als geschmeidiger Schlager mit E-Gitarre aus dem Variete. Es hat nicht nur Schlaglöcher, sondern auch einige schlechtausgebaute Passagen auf der Stardom Road. Aber das war erst der Anfang; Marc Almond wird weiter therapiert und gecoacht. Sein bester Therapeut ist mit Sicherheit Antony.

www.marcalmond.co.uk