Manu Chao
VIVA TU
Because/Alive (VÖ: 20.9.)
Ist das noch Protest-Bänkelgesang oder schon musikgewordene CO2-Kompensation?
Da kapituliert selbst ein Willie Nelson. Sogar der knorrigen Country-Legende geht die Sperrigkeit flöten, wenn sie mit Manu Chao im Duett singt. Das gemeinsame Stück „Heaven’s Bad Day“ fällt auf VIVA TU zwar schon aus dem Rahmen, weil es mit Mundharmonika und Squaredance-Beat aus einem Saloon zu kommen scheint. Aber die Stimmung in diesem Saloon ist genauso entspannt und freundlich, ja hingehuscht wie im Rest der Songs, die aus einem Urlaubssommer herüber wehen.
AmazonDenn der mittlerweile 63-jährige Internationalist klingt wie immer: irgendwie karibisch, irgendwie sonnig, ein bisschen wehmütig, aber auf jeden Fall harmlos, als könne den Bänkelsänger, der an der Ecke zum Tanz aufspielt, kein Wässerchen trüben – und als würde er nicht in seinem gewohnten Kauderwelsch aus verschiedenen Sprachen, zwar poetisch, aber dann doch relativ unverstellt über Geflüchtete singen, die übers Meer kommen („Vecinos En El Mar“), über den Klimawandel („River Why“), Armut ( „Viva tu“) und die dunkle Seite des Kapitalismus („La Colilla“). „Tantas tierras“ verspricht dann zwar: Wir sind nicht allein.
Aber noch viel mehr verspricht die Musik, die sich zwar schon mal melancholisch wiegt, aber meist doch unbeschwert daher tänzelt, dass es doch irgendwie weiter geht. Und das war ja schon immer der Manu-Chao-Trick: Gerade beim Globalisierung- und Kapitalismuskritisieren können wir noch eine gute Zeit haben. Manu Chao – die musikgewordene CO2 Kompensation für den nächsten Urlaubsflug.
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