Madera Limpia – Paraiso
Der Soundtrack zum Film „Paraiso“ entpuppt sich als einfühlsames Porträt einer jungen Gruppe aus Guantänamo, unweit der US-Militärbasis auf Kuba. Ohne Scratches, Loops und Computerbeats werden hier Salsa, Son und der lokale Ableger Changüi mit spanischem Sprechgesang versehen. Die mitreißenden Coros auf paraiso stehen unüberhörbar in der Tradition des Oriente. Doch Madera Limpia bedienen keine Nostalgie-Sehnsüchte. Die Rap-Passagen berichten von alltäglichen Problemen: Liebe, Sehnsucht und bleierne Monotonie im restriktiven Sozialismus-Sumpf einer kubanischen Provinzhauptstadt. Die unter einfachsten Bedingungen entstandenen und zu 100 Prozent handgemachten Songs wirken so ehrlich und ungeschminkt wie die Charaktere, die im Doku-Streifen der rumänischen Regisseurin Alina Teodorescu offen über das vom alltäglichen Mangel an allem geprägte Leben philosophieren. Der ironische Titel nimmt wohlfeile Klischees und Castros viel gepriesenen tropischen Sozialismus auf die Schippe. Doch in Wahrheit ist Armut weder paradiesisch noch pittoresk. In kultureller Hinsicht herrschen auf Kuba ähnliche Verhältnisse wie in der ehemaligen DDR. Unzensierte Informationen aus dem Ausland sind schwer zu beschaffen. Internet ist illegal, und Computer sind nicht erschwinglich. Um so erstaunlicher, dass die Jungs um Sänger Yasel Gonzalez Rivera dennoch so gehaltvolle Musik zustande bringen – nicht in der pulsierenden Metropole Havanna, sondern am fast 1.000 Kilometer entfernten östlichen Ende der Insel. Hier eröffnet sich die Kunst als einzig gangbarer Fluchtweg aus einer tropischen Tristesse, die geprägt ist von Langeweile und Perspektivlosigkeit.
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