Lydia Daher

Wir hatten Großes vor

Trikont/Indigo

Die Erfindung des Cocktail-Jazz-Diskurs-Pop mit Lyrik-Breitseite. Ja, das geht.

Das Leben ist fragil, die Welt vergänglich, und „die Sonne geht auf – halbherzig wie immer“. Ja, man merkt recht schnell, dass Lydia Daher im Hauptberuf Lyrikerin ist. Dass die Musik nur ihre zweite Wahl ist, das merkt man zum Glück nicht.

In den Reimen von WIR HATTEN GROSSES VOR wird genau das verhandelt: Eine an den eigenen Erwartungen gescheiterte Generation, der „dieses Hoffen, das man Leben nennt“, immer bloß Hoffen geblieben ist. Die Songs heißen „Ruinieren“, „Ich komme hier nicht weg“ oder „Meine Störung“.

Sie handeln von Menschen, denen selbst die eigene Verzweiflung nicht existenziell, sondern nur profan gerät. Sie erzählen vom Stillstehen, das ebenso Gefangenschaft sein kann wie höchstes Glück: „Lass uns zusammen stillstehen, wir kommen trotzdem voran – mit irgendwas, irgendwann.“ Hier sitzt tatsächlich jedes Wort am richtigen Ort.

Wann hat man das schon mal im Zeitalter der Deutschpoeten? Und noch schöner: Die richtigen Worte werden von einer Musik unterstützt, die so ganz und gar nicht auf den Pop-Effekt schielt. Erst wenn das federleichte Understatement aus zurückhaltenden Arrangements mit Jazz-Drall gar zu bescheiden wird, streut Dahers Band sehr vorsichtig ein paar irritierende Atonal-Ideen oder Avantgarde-Witze ein.

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