Lucky Jim – All The King’s Horses

Gordon Graham und Ben Townsend, die beiden Schrate von Lucky Jim, sehen ein bisschen aus, als hätten sich Ben Stiller und Owen Wilson für einen unterbudgetierten Film als Straßenmusiker verkleidet. Nicht ganz fair und auch irreführend diese Beschreibung, aber das musste mal raus. Und davon mal abgesehen: Lucky Jim können es sich leisten – sie haben Songs, die auch den feindseligsten Anfechtungen widerstehen können. Schon auf our troubles END tunight, dem Debütalbum von 2004, zelebrierten die beiden Briten ihre Liebe zur schweren Lagerfeuerballade und zum liebestrunkenen Gitarrenschunkler für Selbstdreher. Als würden sich der junge Rod Stewart, der Frühsiebziger-Dylan, Jim Morrison und Neil Young in der Eckkneipe strunzestramm den Liebeskummer aus den Karohemden singen, und irgendwie hätte auch noch Cat Stevens Wind von der Sache bekommen und sich an der Kneipentür nicht abwimmeln lassen. Für falsche Coolness schienen die beiden komischen Vögel jedenfalls keine Zeit zu haben, und vielleicht traf ihr schlapphütiges Geschrammel gerade deshalb so direkt ins Herz. Das neue Album all the king’s horses hat noch bessere Songs als der Vorgänger. Wieder singen uns die beiden vom Leid der Liebe -und vom Leid der Lenden. Gleich der Auftaktsong „Sophia‘ ist ein mollener 6/8-Taumel: „There’s A thousand long summers in your smile“, singt Gordon Graham theatralisch. Aber wie immer bei LuckyJim steckt Düsternis in der Odean die Holde. – „I know thot my loving is dork and is deep. „Sophia, vermaledeites Weibsstück, was hast du nur mit diesen tapferen Sangesbrüdern angestellt? Zwei fahrende Musikanten im Zustand der Beinah-Auflösung, dabei ist dies doch erst Song Nummer 1. Song Nummer2 zieht einem endgültig die Schuhe aus: „Love’s Sweet Song“ hat die stumpfe Melancholie der besten Springsteen-Popnummern. Nichts für akut von Liebeskummer befallene – oder gerade. Zwei Songs weiter musizieren Lucky Jim haarscharf an Dylans „Man In Me“ vorbei, was ihnen vermutlich bewusst und ansonsten auch herrlich egal ist. Immer wieder begeistern die Streicher-Arrangements, das delikate Klavierspiel und diese wunderbaren rotweinschweren Lieder. Es sind einfache Songs, aber die Darreichung durch die beiden dunklen Romantiker, diese Schmerzensmänner mit Wandergitarren, könnte dramatischer nicht sein. all the king’s horses ist pathetischer Hippiefolk, stets nah am Pop, stets kurz vorm Kitsch. Besessenenmusik. Liebeskrankenlieder. Und immer, wenn man über all diese Theatralik gerade schmunzeln möchte, glaubt man, selbst schon angeschickert, zu hören, dass Gordon Graham kaum noch singen kann, so tief hat er die Zunge in die Wange gebohrt. VÖ: 27.10.