Lowly

HEBA

Bella Union/PIAS [Coop]/Rough Trade ­

Auf ihrem Debütalbum liefern Lowly schwelgerischen Indie-Pop mit Avantgarde-Elementen – und mausern sich damit zu einem der interessantesten neuen Acts des neuen Jahres.

Dass Musik aus Skandinavien eine natürliche Melancholie innehat, führt uns auch die Band Lowly wieder einmal eindrucksvoll vor Augen: Das Quintett aus dem dänischen Aarhus wurde 2014 gegründet, machte im Jahr darauf erstmals mit der EP „Sink Way Into Me“ von sich hören. Erschienen ist diese auf Bella Union, dem geschmackssicheren Label, bei dem auch Beach House und Father John Misty ihre Alben veröffentlichen. Eben dort erscheint nun auch das Debütalbum HEBA – eine Sammlung von Indie-Pop-Perlen, die sich durch vielerlei Besonderheiten auszeichnen. Ob es nun der wunderschöne Gesang der beiden Frontfrauen Nanna Schannong und Soffie Viemose oder auch die stark Jazz-inspirierte Spielweise des Drummers Steffen Lundtoft ist: Die Musik von Lowly hat das, was so vielen Indie-Pop-Formationen, besonders nach dem Boom um Bands wie Alt-J, fehlt: Seele.

So wird die Single „Deer Eyes“ vom Jazz-Groove der Rhythmusfraktion getrieben, kommt enorm avantgardistisch daher und erweckt – gepaart mit dem leicht überdrehten Leadgesang – Erinnerungen an Julia Holter zu HAVE YOU IN MY WILDERNESS-Zeiten. Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als „Noise Pop“: Verständlich ist das nur zur Hälfte, weil die „noisigen“ Momente eher rar auf dem Album bleiben. Es überwiegen die Harmonien, wie im Opener „Still Life“ oder auf „Stubborn Day“, das sich durch einen geradezu himmlischen Gesangspart auszeichnet. Highlight der Platte ist der Song „Word“, der dezent beginnt, aber nach und nach in eine Art musikalisches Feuerwerk kulminiert. HEBA ist eine Platte wie gemacht für verträumte Stunden in der kalten Jahreszeit. Und Lowly sollte man im Blick behalten – vor allem aber anhören!