Lowdown – The Story Of Wire

Von den „nächsten PinkFloyd“ zur „wichtigsten Band der letzten 30Jahre“ -eine (leider etwas trockene) Biografie. In den 60er- und frühen 70er-Jahren ließ sich fast alles, was mit Pop und Rock zu tun hatte, irgendwie auf die Beatles (und Chuck Berry) wenn nicht zurückführen, dann doch beziehen. Bis hin zum Punk-Rock, der, wie Ex-Smiths-Gitarnst Johnny Marr im Vorwort feststellt, vielleicht doch kein Urknall der neuen Zeit, sondern das letzte „Rumms!“ der alten war. Aus der scheinbaren Revolte (die mehr mit Chuck Berry und den Beatles zu tun hatte, als ihr lieb war), ragte etwas heraus, was damals niemand begriff, was wenige, diese aber um so mehr faszinierte: Wire, vier extrem unterschiedliche Männer, die derart zu einer Einheit verschmolzen waren, dass man sie kaum unterscheiden konnte, die als einzige Band ihrer Zeit Pop, Kunst, Minimalismus und Ent-/ Befremdung verbanden, die mit drei epochalen (und einigen weiteren) Platten einen vollkommen neuen Stil erfanden, der heute so gut wie die gesamte Musikwelt erfüllt: Postpunk im weitesten Sinne – von Franz Ferdinand bis Foals, Moby bis Nine Inch Nails, Depeche Mode bis U2, Grace Jones bis R.E.M., Black Flag bis Smiths wird man nichts finden, was sich nicht irgendwie auf Wire zurückführen oder wenigstens beziehen lässt. Leider hat Paul Lester die faszinierende Geschichte dieses bis heute tätigen Urquells arg faktisch aufgeschrieben, ohne spürbare Freude, ohne Interpretationslust und annähernd im Stil einer Seminararbeit. Das mag einer fehlgeleiteten Intention von Kongenialität entsprungen sein, aber es mindert den Spaß am Lesen sehr und vergibt die Chance, mal wieder ein paar Generationen über das Wort für die Musik dieses einzigartigen Phänomens zu interessieren.