Low – A Lifetime Of Temporarily Relief/10 Years Of B-Sides And Rarities

Einer der bislang unveröffentlichten Songs, die auf diese 3-CD-plus-DVD-Kollektion gelangten, ist eine Coverversion eines schon eminent reduzierten Wire-Werks, wähle Track 3/CD „Heartbeaf], und das Low-Universum liegt dir zu Füßen. Vier Minuten und acht Sekunden zwischen Sein und Schein oszillierend. Zwei Akkorde, Geistergitarren, der gemeine Rock-Freund wartet auf die Explosion, doch die kommt einfach nicht. Dazu ein Pesthauch von Gesang, „I feel old, I feel cold, l’m so sublime“. Low haben seit zehn Jahren vorgemacht, welche Spannung in der Langsamkeit liegt, wenn man sie nur zelebriert, wenn man die richtigen Songs dafür schreibt oder auf offener Straße träumt. Oder die Liederderanderen in die eigene Kirche holt. Überhaupt die Coverversionen: Das Stück „Carnival Queen“ zum Tribute-Album von Jandek. Eingeweihten als Halbgott der Incredibly Strange Music bekannt, eine Variante von Pink Floyds „Fearless“, „Long Long Long“ IBeatles), „Lord Can You Hear Me?“ Spacemen 3), selbst „Surfer Girl“ von den Beach Boys, „Last Night I Dreamt That Somebody Loved Me“ The Smiths] – überall kriegen sie den Raum zwischen den Noten noch ein bisschen größer hin, ohne nur eine Sekunde der Zerstörung zu hinterlassen. Man kann auch Timestretching dazu sagen. Das Trio Sparhawk Ig. vocl, Parker Iperc, voc] und Sally (bg) gibt mit diesem Song für Song kommentierten Seiten- und Saitenopus, ergänzt um Videos, eine Dokumentation und Live-Filme, den bislang intimsten Einblick in die Bandsphäre. Es kommt vor, dass Calvin Johnson Dub Narcotic Soundsystemi plötzlich auftaucht und die Melodica spielt („David And Jude“] oder Mimi Parker sich kränkelnd in die Ecke ver- und John Denver aus der Nase zieht. Es gibt Songs für australische und japanische und Fundraiser-Compilations, Fanzine-Beiträge, Zerstreutes, Herumliegendes – aus dieser Musik pfeift der Odem der stillen Tage. Von uns aus kann das Vorweihnachtsgeschäft beginnen, mit diesem Fest der Langsamkeit.