Love – Love Story

Love story? Zynischer hätte der Titel einer Dokumentation über ein Kultrelikt der Psychedelic-Ära nicht ausfallen können. Reiht sich doch in der nur selten korrekt kolportierten Biografie von Love und ihres Erfinders Arthur Lee fatalerweise eine Tragödie an die andere. Erstaunlich detailiert beleuchten die britischen Filmemacher Chris Halland und Mike Kerry die Frühzeit, bleiben aber diffus bezüglich späterer Jahre. Holen sämtliche noch lebende Bandmitglieder, aber auch Zeitzeugen wie Elektra-Chef Jac Holzman, Produzent Bruce Botnick und Ex-Doors-Schlagzeuger John Densmore vor die Kamera. Unterfüttern die 109 Minuten lange Doku mit genügend historischem, zum Teil extrem raren Material. Ob aber die These der beiden Regisseure stimmt, dass Love, wenn sie nur von Holz man aggressiver promotet worden waren, heutzutage dem Legendenstatus von The Doors gleich kämen, darf dann doch bezweifelt werden. Gewiß, mit den Alben da capo und forever chances wagten sich Love auf bislang unbekanntes Terrain. Tummelten sich doch im Konzept parallel zu damals handelsüblichen Zutaten aus Rock, Pop, Blues, Soul und Psychedelik auch Einflüsse von Burt Bacharach. Sergio Mendes und Herb Alperts Tijuana Brass. Verblüffend auch das Line Up mit Musikern verschiedener Ethnien. Sollte doch erst der Afroamerikaner mit indianischen Wurzeln Jimi Hendrix das interrassische Konzept offiziell in die Welt des Rock einführen. Statt weltweit Anerkennung zu finden, fristeten Love stets ein Dasein als Geheimtipp. Von der geschmäcklerischen Gegenkultur wegen allzu deutlicher Tendenzen zu Easy Listening belächelt, vom Mainstream als zu eigenartig abgelehnt, verschwanden Love nach immer schneller drehendem Personalkarussell zu Beginn der siebziger Jahre in der Obskurität. Ein Umstand, der nicht nur Arthur Lee schwer zu schaffen machte. Schwer drogensüchtig, verbrachte er die kommenden Jahrzehnte in der Anonymität oder aber im Gefängnis. Am Leben gehalten nur von temporären Revivals, die Love immer mal wieder ins Rampenlicht beförderten. Noch bevor Lee 2006 an Leukämie verstarb, entstanden Film-Interviews, die einen kuriosen Charakter präsentieren: ein gebrochener Mensch, rapide gealtert und mit komischen Perücken und Hüten auf dem Kopf. Ein Trauerspiel in zahlosen Akten. Ergreifend, erschütternd und aufwühlend Zugleich.

>» www.lovearthurlee.com