Lou Reed

Animal Serenade

Der 61-Jährige mit dem sechsten Live-Album seiner Karriere - unterkühltem bis altersweisem Artrock.

In seiner nunmehr 40 Jahre dauernden Karriere hat Lou Reed drei Live-Alben veröffentlicht: ROCKNROLL ANIMAL, I TAKE NO PRISONERS Und A PERFECT night , verrät uns der Waschzettel der Plattenfirma. Und was ist mit lou reed live 1975? live inital» [1984)? Dem 1993 anlässlich der Velvet-Underground-Reunion-Tour entstandenen Konzertdokument? Hmm. Doch zur Sache: Nach Furor animal. live) und Freakout inkl. Kritikerschelte (prisoners], nach Routine (italy] und Perfektionismus (nicht) klingt Reed auf animal serenade ziemlich genau so beflissen-bildungsbürgerlich wie auf all seinen Studioplatten seit dem grandiosen new york. Jaja, an dieser Stelle hat dieser Autor zuletzt die Poe-Vertonung the raven gefeiert, die sich indes leider allzu rasch abnutzte. Ein veritabler „shrinker‘: mit wachem Verstand und kühlem Herzen eingespielt, virtuos und seltsam seelenlos, kalkulierter Intelligenzbestien-Rock. Ähnliches gilt auch für diese in L. A. eingespielte Live-Doppel-CD, auf der sich selbst einstige Underground-Exzesse – „Heroin“. „All Tomorrow’s Parties“ oder „Venus In Fürs“ (trotzJane Scarpantonis Cello-Wetterleuchten) – wie altersweise Statements ausnehmen. Wir hören „Ecstasy“ und „Set The Twilight Reeling“, „Dirty Blvd.“ und „Street Hassle“, „Candy Says“ und „The Raven“. Was wir nicht hören: „Sweet Jane“, „Waiting For The Man“ oder „Walk On The Wild Side“. Es ist egal. Nennen Sie es Wahrhaftigkeit. Mut. Stolz. Nennen Sie es Kunst. Das Zeugnis eines Überlebenden. Bewundern Sie es. Zollen sie Respekt. Aber lieben? „I guess that I just don’t know.‘ Und: Nennen Sie es nicht Rock’n’Roll.