Loney, Dear – Loney, Noir

Loney, Dear ist die One-Man-Band des Schweden Emil Svanängen. Das muss man voranstellen, weil die gut 30 Minuten von Loney, Noir eher den Eindruck vermitteln, als habe man es mit einem ausgeschlafenen Verein zur Huldigung ausgesuchter Pop-Großtaten zu tun, etwa: Mid-Seventies-AOR-Schalala, der kommunal erprobte Welteroberungsfolk der Hidden Cameras, der Swing des Stuart Murdoch und das Bimmeln aus dem Songwriterhimmel von Brian Wilson, wenn man mal hoch greifen möchte. All das und noch einiges mehr zu einem wattigen Wall Of Sound verbunden, angetrieben von einem Sänger, dessen Stimme dem kleinen Shoegazer-Bruder von Barry Cibb gehören könnte. Loney, Noir ist die erste größere Veröffentlichung Svanängens nach mehreren in Eigenregie vertriebenen Songzusammenstellungen – und direkt ein größerer Wurf. Was soll man auch von einem Menschen erwarten, dessen Lieblingslektüre ziemlich spezialistische Beatles-Geschichten sind („I love reading about how they produced their records“)? Der Witz an der Sache ist der supersofte Indie-Orchestersound, den der Schwede mit sich und seinen Instrumenten erzielt; im Maschinenraum der Songs wird hoch konzentriert, aber immer dezent gearbeitet, die Motoren sind frisch geölt, heiße Luft verdichtet sich zu Melodien, die aus Flöten, Bläsern und wohligem Klingklang aufsteigen und mit den paar Wolken da oben weiterziehen. Svanängen ist der Kapitän dieser Musikmaschine, er hält die Lieder am Köcheln, er gibt die Befehle, er ruft ganze Ensembles herbei, damit sie dem Song Fahrt verleihen, und hält sich doch im Hintergrund mit seinem leicht wirbelnden Falsett. Eine faszinierende Musik ist das, es wird gepfiffen und geklatscht und jubiliert, weil das allein schon toll ist; und niemand wird mir nachher erzählen können, er wüsste, wovon Loney, Dear singt. Später wird man sich noch darüber unterhalten können, ob diese Platte vielleicht zu schön war. Vorerst aber ist „I Am John“ mein Sommerhit.

>>> www.loneydear.com