Als würden ESG nordenglische Luft atmen: LoneLady demonstriert die funky side des Post-Punk of Manchester.

Man sollte meinen, es gäbe aktuell kein anderes Thema auf Warp als die Wiedergeburt des Aphex Twin, aber vergessen wir nicht (nur damit es hier noch einmal steht), dass es dennoch galt, zwischen Drukqs und SYRO stramme 13 Jahre zu überbrücken und man sich nicht immer auf Monate wie die letzten verlassen konnte, in denen Clark oder Flying Lotus in die Bresche sprangen.

In den Zeiten großen Darbens gab es Indie-Ausreißer wie Maxïmo Park oder Grizzly Bear, aber 2010 auch ein zu Unrecht vergessenes Debüt der Mancunian LoneLady, die kantigen bis unterkühlten, stets minimalistischen Lo-Fi-Rock auf die Menschheit losließ. Pro-Tipp: Zu „Marble“ den verdienten Heimweg nach zertanzter Nacht antreten, sich gut fühlen, repeat. Von One-Hit-Wonder kann ob der (zumindest hierzulande) verhaltenen Aufmerksamkeit kaum die Rede sein. Umso erfreulicher, dass sich unerwartet noch ein Nachfolger anschickt, Nord­englands Post-Punk-Nachlass weiter zu verwalten. Ergänzend dazu wird der discoide Faktor genauer beäugt, Rhythmen à la ESG oder die von LoneLady selbst zitierten Parliament schleichen sich mit Kuhglocken, schimmernden Synthieflächen und zackigen Gitarren ein, und so ist HINTERLAND (aus der unermesslichen Rubrik „englische Alben mit deutschen Titeln“) trotz betonter Coolness unverschämter Motivator in Sachen Bewegung.

Hier will gerade die Single „Bunkerpop“ (haben wir nicht eine schöne Sprache?) viel, wenn die spitze Gitarre im Chorus losgelassen wird. Die fünf Jahre Arbeit zeigen sich sicher nicht in allen Stücken, zum Ende werden die „Kenn ich schon“-Momente lauter, und ob nicht Franz Ferdinand besser auf  einen furiosen, doch generischen Song wie „Silvering“ passen würden, darf gefragt werden. Aber all dies sind Dinge, die einer sich kreisenden Hüfte im Zweifel gänzlich egal sein dürfen.