Locas In Love – Saurus

Man hat ja oft Angst, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen und auf die Strafie zu klatschen. Aber, was soll’s: Locas In Love, diese unverhoffte kleine Band aus Köln, könnte ein Wunder werden. Es wäre glatt möglich, dass diese vier Menschen nach langer Zeit die ersten sein werden, die wieder anfangen, Dinge richtig zu machen: nicht für Raabs Bundesbandwettbewerb spielen, sich nicht von der „Neon‘ unter die ..100 wichtigsten jungen Deutschen“ wählen lassen. Warum sie so besonders sein sollten? Nun. hier kommt er also, der Moment des Rezensentenaufschlags auf dem harten Asphalt: Locas In Love sind die beste neue hiesige Popband dieses Jahrtausends. Punkt. Oder anders: Endlich begegnen sich bei einer deutschen Band mal wieder Popinstinkt, Hirn und Stilsicherheit auf Augenhöhe.“.Sachen“ heißt der erste Song des zweiten Locas-Albums, und er verhandelt sehr geradeaus Dinge, die zu öde sind, um sie Themen zu nennen:“.Sachen “ also. Gerade fragt man sich noch, ob eine Band wirklich über etwas singen sollte, worüber zu sprechen schon langweilig genug ist. da hat man sich schon in Björn Sonnenbergs versmaßsprengenden Gesangsstil verliebt. Im zweiten Song „Zum Beispiel ein Unfall“ spuckt Co-Sängerin Stefanie Schrank Judith Holofernes mal eben ins Poesiealbum, und spätestens bei der anrührenden Loser-Hymne „Comandante “ wünscht man der Band wahlweise eine Weltkarriere oder will sie nur noch für sich allein haben. Ihre gröflte Stärke – neben den schlichten, aber packenden Melodien – sind die Texte: Schnodderpoesie und Luschenlyrik mit wundem Punkt. Und mit dieser Pose gelingt ihnen fast alles: Typenkarikaturen, Krawallbekundungen, putzige Endzwanziger- und Frühdreißigeranalysen. Jugendphrasenverdrehereien und aussichtslose Utopien. Und immer, wenn’s gerade am schlimmsten schmerzt, bekommt man etwas zu lachen:“.Ich verkrampf mich immer fester und blicke so starr/dass meine Augenbrauen wehtun / In 20 Minuten werd‘ ich Muskelkater haben“ laus „High Pain Drifter‘]. Die Musik dazu ist freundlich swingender Jungliedermachergitarrenpop zwischen hutzeliger Post-Kleinkunst und arglosem Weltumarmer-Schlager: Manchmal klingt die Band fast wie Herman Düne auf Deutsch, falls das jemandem hilft. Ohne ihnen eine Last auf die schweren Schultern laden zu wollen, abervielleicht schaffen sie es ja wirklich, Raab und „Neon „von der Schippe zu springen. Es ist möglich, dass manches hier bald schon wieder zu alltagsverhaftet, zu geheimnislos, zu anständig poprokkig, am Ende vielleicht sogar doch wieder zu deutsch klingt. Man kennt sich ja. Doch jetzt, in diesem Moment, ist diese Platte geradezu eine Offenbarung. VÖ.-9.2. >>>

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