Liz Phair – Exile in Guyville

Heute ist Elizabeth Clark Phair eine 41-jährige alleinerziehende Mutter, die mit Cowboyhut und Minirock durch die Clubs der Vereinigten Staaten tingelt und immer noch von ihrem Ruhm der frühen 9oer-Jahre zehrt. Einer Zeit, von der sie sich mittlerweile so weit entfernt hat, wie man nur kann. Weil sie nicht mehr das wütende junge Mädchen ist, das die Männerdomäne Rock aus ihren Angeln hebeln will, nicht mehr die überzeugte Indie-Aktivistin darstellt und bei ihrem alten Publikum aus Schwulen, Lesben, Künstlern und Intellektuellen schon längst in Ungnade gefallen ist. Denn sie hatte mit ihrem zweiten Album whip smart versucht, das breite Mainstream-Publikum zu erreichen, und wurde in ihrem Songwriting immer angepasster und seichter. Für Riot-Liz war das der Anfang vom Ende-für ihren Status als Kritikerliebling sowieso. Dabei ist ihr Debütalbum exile in guyville einfach klasse: Es handelt sich dabei um ein 18-Song-Manifest in Sachen weiblicher Hedonismus, das sämtliche Gender-Grenzen einreißt und vor sexuellen Fantasien, offenherzigen Bekenntnissen und gewagten Textzeilen nur so strotzt. Etwa „I take full advantage of every man I meet“ („Girls! Girls! Girls!“) oder „I want to fuck you like a dog“(„flower“). Denn Liz hat Sex wie ein Mann, probiert es mit One Night Stands, diversen Stellungen und lebt den einen oder anderen Fetisch aus. Was sie mit unschuldiger, liebreizender Mädchenstimme vorträgt. Und mal mit kantigem Indie-Gitarrenrock, akustischem Geschrammel, knarzigen Blues-, Folk-und Piano-Ausflügen sowie wilden Feedback-Spielereien unterlegt. Sonic Youth, die Breeders, Throwing Muses und Hole lassen grüßen. Wobei das Ganze auch 15 Jahre später immer noch Spaß macht, kein bisschen alt und angestaubt klingt und nun in einer Deluxe-Version mit Bonustracks, inklusive Liner-Notes und DVD(eine Art „Making Of…“)erscheint. Ein essenzielles Stück 90er-Jahre-Subkultur, das in jeden Plattenschrank gehört. VÖ: 29.8.

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