Liz Green :: O, Devotion!

PIAS/Rough Trade

Brecht/Weill, Son House, falsches Chanson und eine Erinnerung an Musik für die Plüschsofa-Separées – das Debüt der britischen Singer/Songwriterin besticht aber vor allem durch einen eigenen Ton.

In den amtlichen Dance-, Urban- und Pop-Universen ist ein Debütalbum, auf das eine vier Jahre alte Single-Veröffentlichung draufgepackt wird, ein schlechter Witz. Schlimmer noch: der Ausweis ziemlicher Verschlafenheit. In der Welt von Liz Green aber ist sowieso alles ein bisschen anders: Die Lieder, die die Britin mit einem durchaus interessanten Näseln zur Welt bringt, werden von Tuba, Saxofon, Kazoo und altmodisch plauzenden Posaunen gehätschelt und getätschelt. Sie scheinen aus einer Zeit zu kommen, in der es das Wort Pop noch nicht gegeben hat. Liz Green sagt, dass das endlich die Musik ist, die wie die in ihrem Kopf klingt. Zur Überspielung in handelsübliche Formate hat es bisher offensichtlich größere Transferschwierigkeiten gegeben. Umso schöner ist, dass das Ergebnis sich über die Strecke von gut 40 Minuten anhört, als hätte es nie eine andere Musik als diese geben können. Angefangen bei der Debüt-Single „Bad Medicine“, die auf spärlich gezupften Akustikgitarren beginnt, über ein falsches Chanson wie „French Singer“, dem die Sängerin ein unwiderstehliches, zwischen den Tönen hängendes Trällern schenkt, bis hin zur Expedition in die dunklen Erinnerungen eines Holocaust-Überlebenden, im Stile eines Brecht/Weill-„Hits“ inszeniert („Displacement Song“). Manchmal reicht die Stimme von Liz Green bis in die Plüschsofa-Separées einer anderen Epoche, in der zur Überraschung aller eine Schwester von Son House singt. Der Ton ist das Pfund, mit dem Liz Green auf ihrem Debütalbum wuchert – der eigene Ton, der Raum und Zeit für ein paar Minuten hinter sich lässt.

Key Tracks: „Bad Medicine“, „French Singer“, „Displacement Song“