Liars
They Were Wrong, So We Drowned
Es geschehen merkwürdige Dinge in Brooklyn, New York, oder: die Entfernung der Rockmusik aus der Rockmusik
War das erste Liars-Album mit dem Titel, den man schnell vergisst, von dem man aber sicher weiß, dass er verhältnismäßig lang war, schon nicht ganz so leicht unter dem neuen New-York-Rock-Wunder zu verorten, so entzieht sich das zweite Album they were wrong. so we drowned konseguent dem Hype. Die Liars haben die Rockmusik aus dem entfernt, was sie zuletzt noch für Rockmusik hielten, obwohl das Instrumentarium auf die klassische Besetzung (Gitarre. Bass, Drums, Gesang! verweist. Es tropft böses Blut über diese Songs, und innendrin ist ein Stottern und Knerbeln zu vernehmen, eine Hysterie, die weh tut. Gitarre und Schlagzeug bewegen sich eigentlich gar nicht zum Song hin, sie bieten Sänger Angus Andrew kontinuierlich Widerstand. Die elektronisch reinkarnierte Incredible String Band besucht das Blair Witch Project (und kommt natürlich nie wieder zurück von ihrem Ausflug]. Mit dieser Platte ging das ungefähr so: Musiker verziehen sich in den Wald, nein, nicht, um ein paar Joints durchzuziehen, botanische Fortbildung zu betreiben oder zu sich selbst zu finden, sie hatten sich ein Geschichtenalbum anstelle einer handelsüblichen Songkollektion vorgenommen. Ein – pardon – Konzeptalbum über Hexen, Hexenwissen und Hexenrituale, Verwünschungen und magische Kraftspiele. Ein gezeichneter Galgen mit einem“.Hängmännchen“ diene da noch einmal als Erinnerung an die Verfolgungen und Prozesse im 16. Jahrhundert. Bester Songtitel: „There’s Always Room On The Broom“. Auch gut: „Read The Book That Wrote Itself“. Die Musik spielt sich sowieso selbst, sie kreist in Sphären und Noise-Schwaden, sie erkennt sich erst in der Wiederholung. Sie will, wie gesagt, gar kein Rock mehr sein. Wohin jetzt, Liars?