Lhasa – The Living Road
Ihre Texte künden von Aufbruch und Rastlosigkeit. Das Motiv der Straße als Lebensweg windet sich durchs ganze Album. Kein Wunder bei dieser Biografie: Im ausgebauten Schulbus pendelte die 1972 geborene Tochter eines mexikanischen Literalurprofessors und einer amerikanischen Fotografin als Teenager jahrelang zwischen Mexiko und New York. Vor einigen Jahren hat sich Lhasa de Sela, die 1991 zunächst nach Kanada auswanderte, in Frankreich niedergelassen, wo man sie mit etwas Glück irgendwo zwischen Paris und Marseilles antrifft. Ihrem unsteten Vagabundendasein im richtigen Leben steht eine erstaunliche Stilsicherheit auf künstlerischer Ebene entgegen. Im spanischen Opener adaptiert Lhasa de Sela das schicksalsschwangere Timbre von Chavela Vargas, Mexikos extravaganter Kultsängerin unter Künstlern und Intellektuellen. Andere Songs in französischer und englischer Sprache nehmen Anleihen bei Chanson. Blues und epischem Americana-Rock ä la Calexico. Wie Lila Downs öffnete auch Lhasa bereits auf ihrem Erstlingswerk das lateinamerikanische Lied behutsam für neue Einflüsse. Ihr sensationelles spanischsprachiges Debüt erhielt 1998 den amerikanischen Juno Award als bestes Weltmusik-Album. Und in Frankreich war la llorona ein Publikumsrenner. Nur in Deutschland blieb sie bislang ein Geheimtipp. Das könnte sich mit ihrer neuen polyglotten Songsammlung ändern, die – ohne das frühere Werk zu übertreffen – doch vielfältiger und weltoffener wirkt. Zudem bietet sie eine profunde Alternative zu beispielsweise – Norah Jones. Ist der Weg das Ziel, dann ist Lhasa auf the living road definitiv dort angekommen.
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