Les Savy Fav – Let’s Stay Friends

Dass die New Yorker Band Les Savy Fav für eine inflationäre Veröffentlichungspolitik bekannt ist, wird wahrscheinlich niemand behaupten. Ihr erstes Werk seit dem 2001er Go Gorth kommt aber gerade zur richtigen Zeit, um mal wieder über die eigentliche Bedeutung des Begriffs „Post-Punk“ nachzudenken. Unbedingt angeraten sei diesbezüglich die Lektüre des großartigen Buchs „Rip It Up And Start Again“ von Simon Reynolds. Wer es noch nicht wusste, erfährt dort, dass das Sammelsurium unterschiedlichster musikalischer Bewegungen, Szenen und Entwicklungen in den Jahren vor und nach den Sex Pistols sich zwar relativ einig in seiner Ablehnung etablierter Rockismen war, ansonsten aber alles andere als scheuklappenbewehrt durchs Leben ging und seine Inspiration nicht zuletzt aus schwarzem Funk und Dub bezog – was man ja bei Bands wie den Kaiser Chiefs eher nicht so hören kann. Anders Les Savy Fav: „Indie“ im Wortsinn sind sie schon durch die ursprünglich als Vertriebskanal des eigenen OEuvres gedachte Gründung des Labels Frenchkiss, dem wir inzwischen unter anderem auch The Hold Steady zu verdanken haben. Und auch die einst Genre-typische Nähe zur Kunst findet ja in den Aktionstheaterelemente zitierenden Performances von Sänger Tim Harrington ihren Niederschlag. Wir wollen aber nicht den oft begangenen Fehler wiederholen und die Band auf ihre atemberaubenden Konzerte reduzieren. Generell gilt: Les Savy Fav decken hier einmal mehr das gesamte Panoptikum des amerikanischen und britischen Underground-Rock der Jahre 1976 bis 1985 ab; offerieren herrlich verspulten Punk-Funk der Wire-Schule in „Patty Lee“, verhallt punktierten Dub in „Brace Yourself“, und wenn sie Punk spielen, tun sie das intelligent, aber nicht ironisch gebrochen wie in „The Equestrian“. Wer hier am Ende genau hinhört, erkennt viel leicht: Tim Harrington hat sich ein neues Akkordeon gekauft. Leider reichte die Zeit aber nicht, um das Instrument richtig spielen zu lernen, weshalb man es auch nur erahnen kann. Nun: Genialer Dilettantismus ist ja ebenfalls ein typisches Post-Punk-Merkmal, und beiden üblichen Veröffentlichungsintervallen seiner Band wird er es bis zur nächsten Platte wahrscheinlich zur wahren Meisterschaft gebracht haben.

www.lessavyfav.com