Leilanautik, Bunte Jahre

Rhinozorro Records/Rough Trade

Leilanautik aus Hamburg kann man nicht so richtig gut einordnen. Irgendwo zwischen Pop, perfektionistischem Gemucke und herzerwärmender Spielerei mäandert ihr Debüt herum. Für eine klare Richtung oder Linie hat man sich noch nicht entschieden. Sänger Martin Petersen hat wahrhaft eine sehr schöne Stimme, und wenn er singt „Schließ‘ die Augen und sei frei/ heute ist kein Krieg /und dein Leben fliegt vorbei /ich hob‘ dich still besiegt“, möchte man sich wirklich gern hingeben, die müden Augen schließen und an dieser freundlichen Schulter einschlummern. Und gerade, wenn man es sich so richtig bequem gemacht hat, will die Band plötzlich ganz schrecklich viel auf einmal. Da muß gleichzeitig gefunkt und gejazzt und gepoppt und liedergemacht werden, daß einem ganz schwindelig wird. Da setzt ein Wah-Wah-Pedal mir nichts dir nichts Dub-Akzente, daß man die Nase rümpfen möchte, und gleich darauf glättet ein hübscher Pop-Refrain die Stirnfalten wieder – nur damit einem der gemeine Dub kurz darauf erst recht in die unvorbereitet-wehrlose Magengrube boxen kann. Daß dieser hinterhältig-abwechslungsreiche Song auch noch ausgerechnet „Wohin fliegt dein kleiner Geist“ heißt, ist beinahe höhnisch. Doch so sehr man sich streckenweise auch ärgert, schon im nächsten Moment ist wieder alles schön und angenehm und beschert zauberhafte Augenblicke. Man kommt nur nicht umhin, zu mutmaßen, daß BUNTE JAHRE nicht nur des Titels wegen so bunt ist, sondern daß es hier auch maßgeblich darum ging, zu zeigen, was diese Band so drauf hat. Das ist zwar eine ganze Menge, doch ist es manchmal nicht besonders klug, gleich alle Trümpfe auf einmal auf den Tisch zu kloppen. Dieses Album war zum Hörnerabstoßen und Sich-Ausprobieren. Das nächste wird dann hoffentlich runder und weniger angestrengt. Potential ist zuhauf vorhanden.

www.leilanautik.de