Lee „Scratch“ Perry :: The Return Of Pipecock Jackxon
Höchstwahrscheinlich das letzte Album, das der Reggae-Revolutionär in den Black Ark Studios aufgenommen hat.
Die Ursachen für den Brand, der Lee Perrys Black Ark Studios dem Boden gleich machte, sind nie ganz geklärt worden. Die Geschichte ihrer Zerstörung geht einher mit der Geschichte einer heillosen Entgrenzung Perrys, die einen radikalen Schlussstrich geradezu forderte. Deshalb kommt dem höchstwahrscheinlich letzten Album, das dort aufgenommen worden ist, eine ähnliche Bedeutung zu, wie den finalen Sessions aus den Sun Studios in Memphis unter Sam Phillips‘ Leitung oder der letzten Produktion, die eines Tages in der Abbey Road in London stattfinden wird. Black Ark gehörte zu den Geburtsorten des modernen Studios, das als Instrument entdeckt weit über die Landesgrenzen des Reggae hinaus Bedeutung erlangte. Auf The Return Of Pipecock Jackxon ist der – milde formuliert – schon neben sich getretene Lee Perry in der Spätphase seiner abenteuerlichen Soundexpeditionen angekommen, die Räume, die Scratch auf diesen Tracks 1980 öffnet, werden von gellenden Gospelchören und durchs Bild zischenden Synthesizern erleuchtet, manch‘ Fragment aus diesem unfertigen Album klingt wie ein Pop-Hit aus einer noch unbekannten Zukunft. Das ist die eine Seite von Pipecock Jackxon, die andere beginnt im zweiten Track „Untitled Rhythm“ mit einer für Lee Perry sehr seltsamen, barocken Keyboardmelodie, weiter hat der Sound-Revolutionär sich selten herausgewagt, sprich: in Klausur mit dem Klingklang in seinem Kopf begeben. Der elfminütige Eröffnungstrack „Bed Jammin“ gilt heute noch als Attraktion des Albums: ein Vorbote für Marvin Gayes „Sexual Healing“ von 1982, der religiösen Reggae-Hymne auf die katalysierende Kraft der körperlichen Liebe. Perrys Liebesdienst fand im Gegensatz zu Gayes Hit nur jenseits der Pforten der Psychedelia statt.
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