Lee „Scratch“ Perry
Rainford
On-U-Sound/Rough Trade (VÖ: 31.5.)
Der Dub-Altmeister wird produziert vom Dub-Mittelaltmeister Adrian Sherwood.
Befand sich Lee „Scratch“ Perry jemals im Spätherbst seines Lebens? Nein, der kleine große Mann aus Jamaika scheint eher im Dauerfrühling zu verweilen. Denn am 20. März feierte das Allroundgenie seinen 83. Geburtstag, von Müdigkeit ist auf RAINFORD jedenfalls nichts zu spüren.
AmazonZwei Jahre zogen sich die Aufnahmen zu Perrys gefühlt 749. Album hin, in London, auf seiner Heimatinsel und in Brasilien. Ging nicht anders, Perry befindet sich stets auf Reisen. Begleitet wurden die Aufnahmen von Adrian Sherwood, noch so ein Getriebener, der den von Perry miterfundenen Dub maßgeblich weiterentwickelte. Die Wege der beiden kreuzten sich schon einige Male, hier bündeln die Koryphäen ihre Künste zusammen mit On-U-Familienmitgliedern wie Skip McDonald und Doug Wimbish relaxed wie selten zuvor.
Lee Perry kam 1936 als Rainford Hugh Perry zur Welt. Der Albumtitel deutet also darauf hin, dass diese Platte persönliche Züge trägt und als Beweis dafür sollte man mit dem neunten und letzten Track beginnen. In dem wunderbar verschleppten Dub „Autobiography Of The Upsetter“ erzählt Perry aus seinem Leben, von seinen Eltern, von Bob Marley und dem 1978 abgefackelten „Black Ark“-Studio.
Die Riddims bewegen sich mit Ausnahme von „Makumba Rock“ zumeist im Midtempo, Sherwood unterfüttert sie mit Sounddetails, Digi-Dubs, Streichern und Bläsern, Dschungel-geräuschen, weiblichen Backing-Vokals, Schreien wie aus einem Horrorfilm oder einer Melodika, die klingt wie eine Hommage an Augustus Pablo.