Lee „Scratch“ Perry
Heavy Rain
On-U-Sound/Rough Trade (VÖ: 6.12.)
Die Legende und ihr Zauberlehrling kehren zurück zum Dub.
Als im Mai 2019 RAINFORD erschien, spekulierte mancher, das Album könnte für Lee Perry werden, was AMERICAN RECORDINGS für Johnny Cash war: Der Startschuss zu einer späten Renaissance. Rick Rubin hieß diesmal Adrian Sherwood, und dem Zauberlehrling gelang immerhin, den exzentrischen Altmeister so konzentriert wirken zu lassen wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
AmazonMit HEAVY RAIN legen Perry und Sherwood, unterstützt von Brian Eno, nun eine Überarbeitung der RAINFORD-Tracks nach. Das Prinzip ist natürlich Dub, die Songs verwandeln sich in Echokammern, es blubbert und zischelt, die Rhythmen verlangsamen sich noch einmal. Deutlich zu hören aber ist, dass Perry nicht allein am Mischpult saß, denn die Umbaumaßnahmen sind zwar umfassend, mancher Song ist kaum mehr zu erkennen, aber das Klangbild selten so abgespaced, wie man es von dem 83-Jährigen zuletzt kannte.
Auffällig stattdessen, dass die Vocals in den Hintergrund rücken und stattdessen organische, im Dub-Zusammenhang ungewöhnliche Sounds tragende Rollen übernehmen. Durch „Above And Beyond“ schmachtet sich eine Geige, eine Mundharmonika ist in „Heavy Rainford“ zu hören, aber am schönsten ist die herrlich verstrahlte Posaune in „Crickets In Moonlight“.