Lebenslänglich :: Die zwanzig wichtigsten Live-Platten

AC/DC – If You Want Blood You’ve Got It (Eastwest, 1078)

Der manische Angus Young spielt, als ob ihm der Leibhaftige auf den Fersen ist, Bon Scott raspelt sich die Seele aus dem Leib: drei Akkorde für ein Halleluja, aufgenommen in Glasgow. Zeitloser, Rhythm & Blues-infizierter Hardrock vom Schlage ‚High Voltage‘, ‚Whole Lotta Rosie‘ und ‚Hell Ain’t A Bad Place To Be‘.

DEEP PURPLE – Made In Japan (WEA, 1991)

Nach den Untaten der letzten Jahre mag man s kaum für möglich halten: Deep Purple waren eine exzellente Hardrock-Band, das Doppel-Set aus Japan ist der beste Beweis. Keiner schreit so schön wie Ian Gillan, und John Lord entführt seine Hammond in die Weiten des Weltenraumes: ‚Let’s go space truckin’….‘.

NEIL YOUNG & CRAZY HORSE – Weld (EMI, 1972)

Die einschlägige Presse bejubelt gerade den ‚Sound of Seattle‘, da legt ein Kanadier, der locker Kurt Cobains Vater sein könnte, die Latte in Sachen schmutziger Gitarrenlärm hoch und höher: Der Mitschnitt von Youngs infernalischer 89er US-Tour ist zwei Stunden brodelndes Feedback, in Zeitlupe einstürzende Gitarrenwälle im obersten Phonbereich.

AEROSMITH – Live! Bootleg (Sony, 1978) Zwischen Juli 1977 und August 1978 auf Tour, näherten sich Aerosmith dem ersten Höhepunkt ihrer wechselhaften Karriere: Kraftvolle und rauhe Interpretationen von Klassikern wie ‚Walk This Way‘, ‚Sweet Emotion‘ und ‚Mama Kin‘ zeigen die angehenden „Toxic Twins‘ Steven Tyler und Joe Perry in absoluter Hochform.

BOB DYLAN – At Budokan (Sony, 1978)

His Bobness in Bestform. Das in Japan aufgenommene Doppelalbum präsentiert Zimmermanns bekannteste 5ongs in erstklassiger Spiel- und Klangqualität – von ‚Don’t Think Twice‘ über ‚Like A Rotling Stone‘, ‚Bailad Of A Thin Man‘ und ‚Blowin‘ In The Wind‘ bis hin zu ‚Knockin‘ On Heaven’s Door‘.

NIRVANA – Unplugged In New York (MCA, 1994)

Unterstützt von Mitgliedern der Meat Puppets und der Cellistin Lori Goldston, spielten Nirvana diesen Set im November 1993 ein. Und doch ist ‚Unplugged‘ eigentlich ein Solowerk Cobains. Todessehnsucht und Vergänglichkeit beherrschen die zurückhaltend arrangierten Songs, die er mit rauher, gebrochener Stimme vorträgt: Kurt Cobains Vermächtnis.

DAVID BOWIE – Ziggy Stardust – The Motion Picture (EMI, 1973/1983)

Das legendäre Ziggy Stardust-Studioalbum im Gepäck, tourte Bowie 1972/73 buchstäblich bis zum Umfallen: auf der Bühne mimte er den androgynen Außerirdischen, bis ihn sein Alter ego in eine Identitätskrise stürzte. Das erst 1983 erschienene Album zum Tourfilm präsentiert Bowie als innovative Triebfeder der 70er.

PETER FRAMPTON – Frampton Comes Alivel (Polydor, 1976)

Falls astronomische Verkaufszahlen je ein Gradmesser für die Qualität einer Platte wären, zählt der adrette Easy-Listening-Rock von ‚Frampton Comes Alive‘ zum Besten, was das Genre zu bieten hat. Das Doppelalbum fand immerhin zwölf Millionen Käufer, die sich von Framptons ’sprechender Gitarre‘ verzaubern ließen.

QUEEN – Live Killers (EMI, 1979)

Die eigenwillige Königin auf dem Zenit ihrer Regentschaft. Während Queen auf ihren Studioproduktionen stets technische Perfektion mit pompösem Pathos paarten, klangen sie live wesentlich unprätentiöser: eine kunstvoll inszenierte Melange aus Härte (‚Sheer Heart Attack‘), Melodie („You’re My Best Friend‘) und instrumentaler Finesse (‚Brighton Rock‘).

ERIC CLAPTON – Unplugged (WEA, 1994)

14 Millionen Käufer können sich kaum irren. Auch ohne Netzstecker steht E.C. für exzellente Qualität. Mehr noch: Ohne die übliche Rockpower erspielte Clapton sich ein Publikum quer durch alle Altersgruppen. Akustischer Kammerblues für die ganze Familie, eingespielt von hochklassigen Instrumentalisten.

THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE – Jimi Plays Monterey (Polydor, 1967/1986)

Der erste Auftritt der Experience in den USA. Frisch und ungehobelt geht Jung-Jimi ans Werk – und knallt dem verblüfften Publikum schnelle Blues-Standards und seine frühen Hits um die Ohren: ‚Monterey‘ ist wesentlich spannender und dynamischer als die oftmals ausufernden Live-Improvisationen seiner Spätphase.

THE ROLLING STONES – Get Yer Ya-Ya’s Out (Decca, 1970)

Mit ‚Beggar’s Banquet und ‚Let It Bleed‘ hatten die Stones gerade zwei Studio-Klassiker in Folge abgeliefert. ‚Get Yer Ya-Ya’s Out‘, 1969 live in Baltimore und New York eingespielt, bietet die besten Songs beider Alben: Nie klangen der ‚Midnight Rambler‘ und ‚Love In Vain‘ schwerblütiger, nie kamen ‚Stray Cat Blues‘ und der ‚Street Fighting Man‘ erdiger rüber.

WAR – Live (1974)

25.November 1973. Draußen tobt ein Schneesturm, doch in Chicagos High Chaparral Club nähert sich die Temperatur dem Siedepunkt: Die Soulrockband aus LA. heizt mit überlangen Ghettohits und solistischen Glanztaten ein.

FRANK ZAPPA – The Best Band You Never Heard..(Zappa Records, 1988)

Die elfköpfige Band war Zappas beste, letzte und schnellebigste Formation. Das Doppelalbum enthält perfekt eingespielte Klassiker aus Zappas Feder und hinreißende Cover-Versionen: der Höhepunkt seines Live-Schaffens.

JAMES BROWN – Live At The Apollo (Inak, 1962/1004)

„Are you ready for the Night Train? , fragt Brown herausfordernd, und läßt den Nachtzug über die Bühne brausen: So endet das legendäre Konzert im Apollo, das dem Mann aus Georgia den Titel ‚Godfather Of Soul‘ einbrachte.

STEVE HARLEY & COCKNEY REBEL – Face To Face (EMI, 1977)

Nie klang Poprock so hinreißend melodramatisch wie auf diesem 77er-Doppelalbum. Wer große Gesten und pathetische Posen mag, wird mit Songs wie ‚Make Me Smile‘ und ‚Sebastian‘ allerbestens bedient.

THE WHO – Live At Leeds (Polydor, 1970)

The Who zelebrieren ihre Songs in bislang ungekannter Härte. Daltrey röhrt wie angestochen, Townshend definiert die Hardrock-Gitarre, Entwistles Baß ist eine abgesägte Schrotflinte und Moon trommelt für drei.

BOB MARLEY – Live At The Lyceum (Mercury, 1975)

Eine verkappte Hit-Sammlung, eingespielt im Londoner Lyceum, das Marley im Juli 1975 zwei Mal füllte: ‚No Woman, No Cry‘ avancierte zum Bestseller, ‚Get Up, Stand Up‘ und ‚I 5hot The Sheriff‘ sind ohnehin Marleys Markenzeichen.

THIN LIZZY – Live And Dangerous (Mercury, 1978)

Die ansonsten unterbewerteten Hardrocker genossen als Live-Act einen legendären Ruf. Daß er begründet war, bewiesen die Dubliner mit dem Medley ‚Rosalie/Cowgirl’s Song‘ und Knallern wie ‚The Boys Are Back In Town‘.

ALLMAN BROTHERS BAND – The Fillmore Concerts (Polydor, 1971/1993) ‚At The Fillmore East‘ heißt das Original, doch die von Mischpult-Magier Tom Dowd überarbeitete und um fünf Songs erweiterte Version bietet mehr für’s Geld. Rhythmisch ausgefeilter Bluesrock mit aufregenden Gitarrenduellen.