Laurent Garnier :: Retrospective F Communications/PIAS/Rough Trade

Kurze Zwischenfrage: Was hat die Techno-Ära eigentlich an bleibendem Wert geschaffen? Wenig, möchte man meinen. Ein Grundproblem wird immer sein, dass gefeierte DJs nicht immer gleich Musiker und damit Leute sind, denen man eine Albumproduktion anvertrauen sollte. Carl Cox etwa hat die Welt gesehen, sich bis heute aber mit keinem eigenen Sound auf Platte verewigt. Laurent Garnier ist da ein ganz anderes Kaliber. Er ist der französische Techno-Gott und könnte auf seinem eigenen Label F Communications selbstzufrieden den letzten Mist veröffentlichen, die Fans würden es sowieso kaufen. Laurent Garnier war aber immer ein Mann, der zwischen Cluberlebnis und Arbeit im Studio trennen konnte. Ein Album zu produzieren, war für ihn eine Herausforderung, sich selbst und einem ganzen Genre neue Impulse zu geben. Seit seinem Album 30 aus dem Jahr 1997 geht das schon so. Diese Ausrichtung wird dem Hörer wieder schlagartig bewusst, wenn er sich mit der nun vorliegenden Werkschau Garniers beschäftigt. Hier bollert, bumst und brettert nur wenig; und wenn doch einmal, dann mit Verstand. Eher hat man das Gefühl, man setze sich in ein Raumschiff und entgleite sanft der Realität. Ganz viele sphärische elektronische Klänge wirken ein, die Beats haben einen eigentümlichen Swing, der Jazz ist als Einfluss nicht zu ignorieren. Die auf zwei CDs verteilte Musik ist zu den unterschiedlichsten Zeitpunkten in den vergangenen zehn Jahren entstanden, trotzdem hat man das Gefühl, alles ergibt eine Einheit. Was nicht zuletzt daran liegt, dass Laurent Garnier auf weniger offensichtliche Versionen seiner Tracks zurückgegriffen hat. Das frühe Juwel „Acid Eiffel“ taucht hier zum Beispiel in einer Live-Variante auf, die mit dem Norweger Bugge Wesseltoft entstanden ist. Zwei gänzlich unbekannte Nummern

sind auch dabei: „6 Months Earlier“ , der entspannt spacige Opener. und ..Sambou , eine zehnminütige Feierorgie mit der nötigen Portion Gefühl. Diese Retrospektive ist ein Muss für Freunde der elektronischen Musik. Vor allem für jene, die noch kein Album von Laurent Garnier besitzen. VÖ: 25.8.

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