Lars Horntveth – Pooka
Nichts gegen Hochbegabten-Hypes. aber mit der Berufsbezeichnung „Wunderkind“ sollte man vorsichtig sein. Bei Lars Horntveth geht das prinzipiell in Ordnung: Als er das Jaga Jazzist Kollektiv vor zehn Jahren gründete, war er 13, und wenn wir uns nicht täuschen, hat die norwegische Allstarband gerade den Jazz vor der Zweitklassigkeit gerettet: Alle Mannschaftsteile ständig verschieben, mit Jazz in die Lücken von Elektronik und Postrock stoßen, munter fusionieren, meine Herren! Jetzt veröffentlicht Horntveth. Klarinettist und Saxofonist. Gitarrist. Pianist. Komponist und Arrangeur, ein Album unter seinem Namen: acht Instrumentals mit Streicher- und Bläsersätzen, alles ordentlich auf Papier notiert, nur die Beats waren programmiert. Aber was heißt hier Beats, lauter Klick-Klacks aus der Trickkiste. Der schönste Labelname der Welt gesellt sich wie von selbst zu so viel Raffinesse, Charme und Pizzicato-Spaß, Smalltown Supersound. Dass die nicht aus Bergen kommen, muss unbedingt erwähnt werden Iweil jetzt alle glauben, dass alles Gute aus Bergen kommt), sondern irgendwo aus der Nähe von Oslo, aus einem kleinen (sie!) Kaff. Jargen Traen, der Nummer-1-Produzent in Norwegens Kreativszene (der nun wieder in Bergen arbeitet und als Sir Duperman auch schon ein eigenes Album bei den Smalltowners veröffentlichte], hat den Sound geregelt, einen Korg MS 20 und diverse elektronische Kleinteilchen beigesteuert. Einerseits klingt pooka wie das Treffen zweier Träumer, die sich endlich zu ihren schönsten Melodien aufgeschwungen haben, zu nostalgischen Verliebtheiten – andererseits wohnen diesen Instrumentals lauter kleine Haken und Ösen inne, endemische Zwischenfälle, die wissenschaftlich noch nicht festgehalten sind. Wenn das Musik für einen Film sein soll, der erst noch gedreht werden muss, schlage ich Lars von Trier als Regisseur vor. Er müsste sich nur entscheiden können, die Menschen aus seiner Geschichte zu streichen. Die Bilder würden von alleine tanzen.
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