L.A. Witch
L.A. Witch
Rette sich, wer kann: Die Kalifornierinnen spielen Garage-Psych für kleine Psychopathen.
Ruf ruhig weiter nach deiner Mama, Darling: Hier kommst du nicht mehr lebend raus. „I’m gonna hurt my baby tonight. If he don’t come home on time, I’m gonna kill my baby tonight. This will forever be mine“, singt Sade Sanchez. Und wir alle wissen, wie sie töten wird: sehr langsam und in den schärfsten Schuhen der Welt.
Das Tempo ist schleppend, die Gitarren hallen lange nach, und Sanchez’ Tollkirschen-Stimme klingt seltsam sediert. Der Song „Kill My Baby Tonight“ des kalifornischen Garage-Trios L.A. Witch, ein Abgesang auf die ewige Eifersucht, kursiert schon seit zwei Jahren im Netz. Auch andere Stücke auf ihrem ersten Album kennt man bereits von einer EP aus dem Jahr 2014.
So wird das Debütalbum von L.A. Witch zur Werkschau: Eine Sitte in digitalen Zeiten, die man ebenso monieren könnte wie die Schablonenhaftigkeit neuerer Titel wie „Baby In Blue Jeans“. Doch die bessere Nacht verbringt, wer diesen Roadtrip ins Verderben nicht zerdenkt, sondern einfach einsteigt in den Cadillac der drei Kalifornierinnen. Dann sieht man Palmen, die an der California State Route 1 aufragen wie Vogelscheuchen, hört im Autoradio kaputten Surfrock, spürt den warmen Wind, der vom Pazifik aufzieht. Und riecht ein wenig Gefahr.