Kris Kristofferson – This Old Road

Die Zahl von Best-Of-Kompilationen nimmt im Falle Kris Kristoffersons allmählich inflationäre Züge an, die bislang letzten offiziellen Veröffentlichungen des Fastsiebzigers waren die Live-CD Broken Freedom Song (2002) sowie THE AUSTIN SESSIONS (1999) mit Rerecordings seiner schönsten Songs und illustren Gästen Jackson Browne, Steve Earle, Mark Knopfler, Marc Cohn, Alison Kraussl. This Old Road bietet nun, sensationell genug, erstmals seit dem 1995er Longplayer A Moment Of Forever brandneue Kristofferson-Lieder – und es ist ein atemberaubendes, ehrfurchtgebietendes, majestätisches, beinahe makelloses Album geworden. Einzig das melodisch wie lyrisch eher mediokre „The Show Goes On“ fällt ein wenig aus dem Rahmen. Die übrigen zehn Songs darf man allesamt heute schon zu Kristoffersons ewigen Klassikern zählen. Der Titeltrack gibt gleich zu Beginn den Grundton dieses Zyklus‘ vor: Melancholisch blättert der Protagonist in einem alten Fotoalbum und fragt sich, ob das tatsächlich er selbst ist, der ihm da von den alten Schnappschüssen entgegenblickt, stellt erstaunt fest, wie lang der Weg war, den er seitdem zurückgelegt hat. Altersweise, wehmütig und von milder Abschiedsstimmung durchweht, indes nie selbstmitleidig oder resignierend thematisiert er die eigene Vergangenheit, stimmt mit „Wild American“ eine Hymne an Freunde und Weggefährten wie Steve Earle, Merle Haggard und Willie Nelson an, wütet in „In The News“ gegen die US-Regierung („Burnin‘ up the atmosphere, cuttin‘ down the trees / Billion dollar bombing of a nation on its knees“) und singt – er, der einst das geflügelte Wort „Freedom’s just another word of nothing left to lose“ prägte – von „The Burden Of Freedom“. Im bluesseligen „Chase The Feeling “ nimmt das Album Fahrt auf, unterbricht für einen Moment den gemächlichen Countryfolk-Flow. für den Stephen Bruton (Gitarre, Mandoline), Produzent Don Was (Baß, Klavier) sowie, wo nötig, Schlagzeuger Jim Kellner sorgen. Am Ende: „Final Attraction“, eine Feier des Lebens und der Toten – Hank Williams, Ray Charles, Johnny Cash, John Lennon. Janis Joplin, Jimi Hendrix und all die anderen, This Old Road ist ein Monolith. Und Kris Krisloffersons American Recording.

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