Kreidler

Flood

Bureau B/Indigo (VÖ: 25.10.)

Nachdenkliche Elektronik at its best: Die Düsseldorfer ziehen ihre Musik in diverse Kulturklang­räume, auf der Suche nach den Orten, wo Körper und Geist sich treffen.

Auf dem Vorgängeralbum EUROPEAN SONG (2017) hatten Kreidler diesen elektronischen Hochdruckkessel entwickelt, aus dem böse rumorende Geräusche von der um sich greifenden Katastrophe erzählen durften – vom Wahlsieg Trumps bis zum Rechtsruck allüberall. Nicht, dass die Folgen davon in den Hintergrund gerückt wären, der musikalische Ansatz auf FLOOD hat sich aber gewaltig verschoben.

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Seite eins beginnt mit einem Beat aus der Box, das Stück mit dem assoziationsreichen Titel „Eurydike“ rollt langsam vor sich hin, es hat Keyboardflächen, Extra-Percussion, aber halt, das, was ich zu Beginn als Keyboards wahrgenommen habe, ist ein Saxofon, es zieht eine lange, für dieses Instrument untypische Spur durch das Gewebe des Tracks. Kreidler 2019 heißt auch: die Klänge noch einmal neu hören. Die Sounds nachdenken.

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Auf „Nesindano“ hören wir den Sänger Nesindano Namises, er singt in der Sprache Khoekhoe (Namibia), die Stimme gräbt sich durch ein Beatwerk, das aus dem Nachlass von Can stammen könnte. Und: Das ist fast ein Tanztrack hier. Der fünfteilige Zyklus „Flood“ auf Seite zwei ist ruhiger als die Stücke auf Seite eins geraten. Flut und Überschwemmung tauchen wie politische Sound-Nachrichten in diesem Format auf. Der gedachte Kommentator: Sitzen wir nicht alle in einem Boot?

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Kreidler überlassen die Antworten auch neuen Stimmen. Der brasilianische Dichter Ricardo Domeneck unternimmt in „Flood II“ eine kleine Studie des Sandkorns, dazu akustische Gitarren, sich kringelnde Percussion. Man muss die Sprachen auf dem Album nicht unbedingt verstehen, um zum Kern dieser Forschungsarbeit zu gelangen: Kreidler ziehen die von ihnen generierten elektronischen Bewegungen in diverse Kulturklang­räume, vielleicht können sich Körper und Geist dort ja treffen.

FLOOD im Stream hören:

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