Ostrock-Update aus Karl-Marx-Stadt: Kraftklub lassen den Indie Schmindie auf ihrem zweiten Album hinter sich. Gute Entscheidung.

Wir müssen jetzt nicht groß um den heißen Brei herumfaseln: IN SCHWARZ, das neue und zweite Kraftklub-Album, ist sehr gut geworden. Jedoch mit einem kleinen, aber feinen Unterschied zu seinem Vorgänger: Auf IN SCHWARZ ist Schluss mit schmissig.

Die Chemnitzer haben den auf ihrem Debüt, MIT K, importierten Trademark-Sound britischer The-Bands ein Stück weit aufgegeben und die Tür der Indie-Disco von außen zugemacht. Und zwar mit Schmackes. Und so klingt auf dieser Platte alles ein bisschen größer, düsterer und, nun ja, schwärzer. Ansonsten zocken die Chemnitzer immer noch eingängige Dreiminüter aus der Hüfte, und Frontmann Felix sprechsingschreit immer noch seine Teenage-Angst-Texte für die Generation Rock zwischen Karl-Marx- und Hauptstadt ins Kabelmikro. Es geht also wieder um die Suche nach dem Selbst, der großen Liebe und Komplizen zur gemeinsamen Vernichtung von Hochprozentigem. Aber es werden auch mit der Fingerpistole drei ­„Schüsse in die Luft“ gefeuert, und an anderer Stelle wird gegen ’schlandweites Scripted-Reality-TV-Gucken in den Krieg gezogen.

 „Mein Rad“ ist eine liedgewordene Liebeserklärung an das gestohlene Stahlross – Kampfansagen an den Dieb inklusive. Das ist wohl das Lied, das der diebstahlgeplagten Jugend dieses Landes am meisten aus der Seele spricht. Für das grollende „Schöner Tag“ geht es mit dem einzigen Feature-Gast, Casper (das war irgendwie zu erwarten), zum Taubenvergiften in den Park.

Jeder der 13 Songs kommt dabei einem cleveren Weiterdreh der schon genial-genuinen Stücke auf MIT K gleich. Besonders gelungen: „Meine Stadt ist zu laut“, ein nonchalantes Stück Liedermacherei mit Westerngitarre, in dem der Gentrifikations- und Generationstwist dargeboten wird. Gern mehr davon!