Klee

Trotzalledem

Dolcerita/Souldfood (VÖ: 30.4.)

Herzlichkeit ist keine Schande. Die Kölner dekorieren den Elektro-Pop-Kadaver noch mal so richtig schön.

Ein Blick auf den virulenten Telegram-Kanal des gefährlich vertrottelten Trump-Aficionados und Impfmahners Michael Wendler – und man weiß, wie abgewirtschaftet Humanität sich dieser Tage (nicht nur digital) präsentiert. Man ist wirklich schon so weit, sich einfach ein wenig Eskapismus mit Herz und Hirn zu wünschen – und da taucht plötzlich eine neue Platte von Klee auf. Wenn das kein Timing ist, ach so, und „plötzlich“ sei gemeint in dem Sinne von: Damit war nicht unbedingt mehr zu rechnen.

Amazon

Die letzte liegt immerhin fast zehn Jahre zurück. AUS LAUTER LIEBE von 2011 nämlich, wow. Eine Zeit, in der Social Media – allen voran Facebook – noch witzig war, heute komplett unvorstellbar. Klee 2021 öffnen uns nun ein Wurmloch in diese Phase, in der einem ja auch elektronisch aufgemotzter Deutschpop noch up-to-date vorkam und nicht wie ein Kadaver, in dem heute unangenehme Figuren wie Glasperlenspiel leben.

Youtube Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Klee aus Köln, das ist freundlicher Feelgood- Schlager zwischen Naivität und Verschmitztheit. Letztere gewinnt auf TROTZALLEDEM dabei an Boden, beispielsweise wenn Sängerin Suzie Kerstgens singt: „Alle sind so fleißig, alle sind so dreißig – ich nicht!“ Mit dem Song „Danke Nein“ gelingt es Klee darüber hinaus sogar, die tocotronische Fundamental-Absage „Aber hier leben, nein danke!“ in einen possierlichen Radio-Hit zu morphen. Dieses Comeback ist der blümchengetränkte Gegenentwurf zum allgegenwärtigen Arschlochsein. TROTZALLEDEM sollte Schule machen.

Spotify Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Spotify
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.