Klaus Schulze – Blackdance; Klaus Schulze – … Live…; Klaus Schulze – Trance Appeal; Klaus Schulze – Ballett 3;

Kontinuum – selten ward ein Album trefflicher betitelt als das neue des „kosmischen Kuriers“, des „Pioniers der elektronischen Unterhaltungsmusik deutscher Provenienz“ (und was es noch alles gibt an schlimmen Attributen), das von Herrn Koch erst in der Augustausgabe des Musikmagazins Ihres Vertrauens äußerst wohlwollend besprochen wurde. Nun werden also vier ältere Longplayer aus den Jahren 1974,1980,1996 und 2000 neu aufgelegt, wobei der gesamte Backkatalog des Mannes über 100 Alben umfasst. Das Gründungsmitglied von Tangerine Dream, auf deren Debüt von 1970 er als „Claus Schultze, Schlagwerk, Peitsche, Metallstäbe, brennendes Pergament“ – eat your heart out, Rammstein – geführt wird, veröffentlichte 1972 sein erstes Soloalbum, Irrlicht, doch erst mit Blackdance, 3,5 Sterne, gewann seine eigene Vision elektronischer, zwischen meditativ, sinfonisch und perkussiv-funkigchangierender Klangströme an Konturen, wenngleich dieses Werk immer im Schatten des Tangerine-Dream-Meilensteins Phaedra stand – und sich heute ein bisschen arg gestrig anhört. Unbeschadeter hat der in Berlin, Paris und Amsterdam aufgenommene Konzertmitschnitt… Live… , 4 Sterne, die Jahre überstanden mit vier zwischen 21 und 51 Minuten langen Soundscapes, wobei das beinahe rockige „Dymagic“ durch den Gesang des einigermaßen durchgeknallten Arthur Brown (of „Fire“fame) in Sphären katapultiert wird, wo kein Nachtbus mehr fährt. Machen wir jetzt einen Sprung über anderthalb Jahrzehnte hinweg und kommen zu Trance Appeal, 2,5 Sterne, das der Meister unter dem Moniker „Klaus Schulze’s Wahnfried“ einspielte – seine Affinität zu Richard Wagner war notorisch und brach sich auch in vielen seiner Stücke Bahn. Für diese Aufnahmen gilt, was Kollege Koch in besagter Rezension für Schulzes Schaffen seit den mittleren Achtzigern konstatierte: „Digitaler Trance-Scheiß, falsch verstanden ‚modern‘ und wie für die Love Parade gemacht.“ Gern auch kombiniert mit düsterem, subsonischem Grollen wie für einen billigen Horror- oder einen noch billigeren Pornostreifen, und in solchen Fällen fast schon wieder charmant. Zumindest phasenweise erstaunlich fesselnd bis beschaulich-bukolisch, mit Anklängen an Neutöner-Ensembles wie das Kronos Quartet oder auch an Pink Floyd. ca. „Echoes“, fiel demgegenüber Ballett 3, 3 Sterne aus, das aus dem lyrischen 75-Minuten-Track „My Ty She“, besteht, der von Repetition, einem sachten, fast unmerklichen Verschieben der Klangflächen, Ethno-Vocals und der Beigabe „traditioneller“ Instrumente (Cello, Oboe, Flöte, Geige) lebt. Alle vier Alben warten mit lesenswerten Linernotes. inkl. Anmerkungen von Herrn Schulze selbst, auf und enthalten – zumeist ellenlange – Bonustracks.

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