Eine krautig-jazzige Spacerockdisco-Rakete, die sich aufmacht, diese olle Welt mit all ihren billigen Tricks und Posen hinter sich zu lassen.

Nimm eine Hand und hebe einen Finger für jede einigermaßen aktuelle Platte, die dir einfällt, deren Eigenwilligkeit sich tatsächlich vom eigenen starken Willen ihrer Schöpfer ableitet! Lass die andere am besten gleich in der Tasche. Außer du brauchst tatsächlich einen sechsten Finger für Klaus Johann Grobe, diesem schon dermaßen eigenwillig benannten Duo aus Schweiz, dass eigentlich klar sein dürfte: Sevi Landolt und Daniel Bachmann gehen nicht dort hin, wo nur die schnelle Ejakulation zählt. Die beiden wollen eine Reise tun, sich an Orten verlieren, wo sie noch nicht waren. Wer mitkommt? Wann und wie man zurückkehrt?

Wird sich zeigen. Ihr Albumdebüt IM SINNE DER ZEIT erinnert nicht nur wie im Presseinfo gedropt an fantasiebegabte Fern- und Sternenfahrer wie Can, Shuggie Otis, Die Sterne, Stereo­lab und Hildegard Knef, sondern immer wieder auch an das Album HAUPTSACHE MUSIK, dieser seltsamen, 20 Jahre alten Chansonblüte der legendären Berliner Schmerzens-Gruppe Mutter. Das liegt nicht zuletzt an dem ungerührten Gesang, der hier wie da manche Note eher streift als trifft. Die Texte, immer ein wenig grau und missmutig, zugleich kryptisch und manchmal unfertig, verorten auch Klaus Johann Grobe auf der dunklen Seite des Planeten.

Allerdings vermögen sie einem mit der alten, warmen Orgel, einem kräftigen Bollerbass und ihrem jazzigen Schlagzeug trotzdem fast alle Schwere auszutreiben. Das tut nicht nur gut, wenn der Mind vom Kopf hüftseitig ins Tanzzentrum fährt. Es bewahrt das Duo hoffentlich auch vor dem Schlamassel, als deutschsprachige Band allzu fest mit dem Erbe des Krautrock verknotet zu werden.