Kitty, Daisy & Lewis
Superscope
Sunday Best/PIAS/Rough Trade
Beim Griff in den Fundus der Rock’n’Roll-Geschichte erwischen die Durham-Geschwister halt auch mal ein paar Klischees.
Man hat’s nicht leicht mit coolen Eltern. Denn womit können distinktionswillige Teens schon punkten, wenn die Mutter als Schlagzeugerin der Raincoats britische Postpunk-Geschichte geschrieben hat?
Kitty, Daisy und Lewis Durham haben sich ihrem Schicksal als Rockstarnachwuchs lieber gleich ergeben: Den Vintagezwirn, in den sie Mama Ingrid Weiss schon als Kinder gesteckt haben soll, behielten die Geschwister einfach an, um das Erbe des Rockabilly, R’n’B und Swing der Vierziger- bis frühen Sechzigerjahre sachkundig zu verwalten.
Auf ihrer vierten Platte SUPERSCOPE schütteln die Durhams erneut allerschönste 50s-Girlgroup-Momente und Rock’n’Roll-Schunkler wie „Down On My Knees“ aus dem Ärmel. Groovy, wenn sich das Trio für „Slave“ im Fundus der Disco-Ära bedient.
Akzeptabel, dass der knisternde Klang älterer Werke einer satten Produktion gewichen ist. Allein: Wer Sound und Ästhetik einer Zeit entlehnt, in der die eigenen Großeltern jung waren, muss aufpassen, nicht als Persiflage zu enden.
Bislang waren die Durham-Geschwister diesem Los durch großen Stilwillen entgangen; der Schlafzimmersong „Love Me So“ etwa überschreitet nun die Grenze zum Retrokitsch. Mami Cool darf dennoch stolz sein auf ihr charmantes Rat Pack.