Kings Of Leon – Only by the night

Schieben wir es auf die Umstände. Der Redaktion wurde das vierte Album der Kings Of Leon in einer sog. Listening Session vorgestellt. In dieser eher gezwungenen Situation entstand folgender erster Eindruck von only by the night: Nun haben es die Followills also endgültig übertrieben mit der strategischen Anweisung an sich selbst, erst zu schießen, wenn man das Weiße in den Augen des Feindes sieht. Meint: Ihnen ist bei der beschleunigten Evolution von der kauzigen Alternative-Variante von CCR hin zu den Led Zeppelin der neuen Zeitrechnung fast aller Schneid und jede Originalität abhanden gekommen. Ein jeder der elf Songs mittelschnell und trotz beträchtlich geschwollener Hoden stramm und aufrecht bis zur Ungelenkigkeit. Jedes Intro, jede Bridge, jeder Refrain, alles Nut in Feder zusammengesetzt aus sorgfältig ausformulierten Lehrbuchformeln, stichsägensauberen Riffs und Licks und diesem handwerklich nicht weniger versierten, ziemlich indiskreten Groove.

Eine Platte so präzise und nüchtern, dass selbst Abstinenzler misstrauisch werden. Nur in der leidenschaftlichen, allerdings auch klarer gewordenen Südstaaten-jaule von Caleb schien noch eine Spur Unberechenbarkeit zu liegen. Drei Wochen und circa 15 Album-Durchläufe später muss man sich jedoch fragen: War ich taub?! Und: Warum machen es einem ausgerechnet immer diese Platten so schwer, die einfach sagen,was sie meinen? only by the nicht hat keine Geheimnisse. Die Kings Of Leon geben sich auf dieser Platte endgültig als ungebrochene Traditionalisten zu erkennen. Mit künstlerischen wie ökonomischen Zielen weit über „Independent“ hinaus. Deshalb will und muss ihr Rock auch klassisch sein. Weil das immer noch die meisten Menschen anspricht. Dabei zeichnet diese Band besonders aus, dass sie der Jugendlichkeit als isoliertes Attribut keinen Wert zumessen. Der Illusion des Ungestümen, die all die alten Männer dort draußen in unzähligen reuinierten und längst ruinierten Bands aufrechterhalten, wollen sich die Kings Of Leon nicht hingeben. Obwohl sie dafür noch ein paar Jahre hätten. Sie wollen selbstbeherrscht herrschen, mächtig, ehern und riesengroß werden. Pathos bleibt da nicht aus. Kulissen-Synthesizer und großes Glockengeläut (ausgerechnet bei einem Hormongewinsel wie „Seventeen“) auch nicht. So lange die Kings Of Leon bei all dem nur so unglaublich tight bleiben, geht da einiges. Sogar zu viel Hall auf der Snare. Und Feenchöre. VÖ:19.9.

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