King Gizzard & The Lizard Wizard
Infest The Rat’s Nest
Flightless/PIAS/Rough Trade (VÖ 16.8.)
Zeit wurd’s: Ein neues Album der australischen Genre-Hopper, diesmal mit 80er-Thrash-Metal.
„Es gibt keinen Planeten B“ ist auf manchen Schildern zu lesen, die seit mehreren Monaten auf den „Fridays For Future“-Demonstrationen in die Höhe gehalten werden. Es ist auch der Refrain von „Planet B“ auf INFEST THE RAT’S NEST. King Gizzard & The Lizard Wizard ist die Band, die sich Fans von Thee Oh Sees, Black Sabbath oder The Who basteln würden, wenn sie die ideale Gruppe zusammenstellen müssten.
AmazonDiese Bands haben den Größenwahn umschlungen, und auch King Gizzard lassen sich in ihrer Produktivität und Kreativität keine Grenzen setzen außer denen, die dem Menschen durch die Gesetze der Biologie und der Physik auferlegt sind. Frontmann und Mastermind der Band Stu Mackenzie hat sich beim 15. Album seiner Band (die es seit 2010 gibt) von seiner musikalischen Teenager-Liebe inspirieren lassen: dem 80er–Jahre-Thrash-Metal von Bands wie Metallica und den nordrhein-westfälischen Legenden Kreator und Sodom. Gemeinsam mit Joey Walker, einem seiner zwei Gitarren-Kollegen, und Michael Cavanaugh, einem der zwei Drummer, spielte Mackenzie alle Parts ein – das normalerweise siebenköpfige Line-up ist hier also reduziert worden. Das erklärt das Fehlen der Gizzard-typischen Mundharmonika (die auf einem Metal-Album eh schräg geklungen hätte) und verstärkt den Eindruck eines musikalisch und inhaltlich verdichteten Albums. Mackenzies Gesang erreicht selten die Intensität seiner Idole, aber am Sechssaiter macht ihm auch in Sachen Headbanger-Riffs kaum jemand was vor: „Venusian 1“ etwa kommt in den ersten 30 Sekunden mit drei solcher Riffs um die Ecke.
Textlich bietet das Thema Umweltkatastrophe fruchtbaren Boden für jemanden wie Mackenzie, dessen Faible für Scifi und Dystopien seinen bisherigen Höhepunkt auf dem Konzeptalbum MURDER OF THE UNIVERSE (2017) erreichte. Eine gewisse Cartoonartigkeit wird King Gizzards Musik immer innewohnen, aber auf INFEST … hat man das Gefühl, dass es Mackenzie mit seiner Schwarzmalerei über unsere Zukunft ernst ist: „Open your eyes and see, there is no Planet B!“