Kindness
Something Like A War
Female Energy/Cargo (VÖ: 6.9.)
Adam Bainbridge erinnert den Soul daran, was er war, was er ist und was er sein könnte.
Man mag sich nicht so recht entscheiden. Was ist jetzt schöner? „Raise Up“, das den Geist eines Black-Power-Protestsongs mit scharf geschnittenen Sample-Geigen und stampfenden, aber trotzdem nicht stumpfen Beats verbindet? Der überproduzierte und unglaublicherweise doch demütige Hochleistungssoul von „Hard To Believe“? Das reduzierte „Who You Give Your Heart To“, in dessen nur scheinbar leeren Klangweiten so unheimlich viel passiert? Oder die das Album beschließende, wundervoll verhuschte Ballade „Call It Down“, die auch ein Prince kaum schöner hinbekommen hätte? Oder doch „The Warning“, das eine Bühne dermaßen üppig ausstattet, dass Robyn sich auf ihr ganz selbstverständlich zur Whitney Houston aufschwingen kann?
AmazonAdam Bainbridge alias Kindness tut auch auf seinem dritten Album SOMETHING LIKE A WAR das, was er immer getan hat: Er erinnert den Soul daran, was er war, was er ist und vor allem was er sein könnte. Aber bislang hat auch dieses Genie die Symbiose aus Avantgarde und Eingängigkeit, aus Experiment und Hitpotenzial noch nicht so dermaßen nonchalant und schlüssig vollzogen.
Doch das Erstaunlichste an SOMETHING LIKE A WAR mag sein, dass Kindness zwar beständig an den Definitionen, was Soul sein könnte, herumschraubt, aber dem Genre trotzdem jederzeit treu bleibt. Oder, wie er eine der vielen Stimmen, die auf diesem Meisterwerk zu Wort kommen, gleich zu Beginn sagen lässt: „There will be people who will say: You don’t mix this with that. And you will say: Watch me!“ Und wir sagen: Schaut zu, ja, schaut gut zu!