Kimbra
A Reckoning
Inertia Music/PIAS (VÖ: 27.1.)
Zwischen Verletzlichkeit und Wändewackeln liegt womöglich die Zukunft des Soul.
Am Anfang steht ein Hilferuf im Liebestaumel. „Save me“, fordert die famos stimmgewaltige neuseeländische Sängerin Kimbra im fein getupften gleichnamigen Opener ihres bis dato introspektivsten und besten Albums A RECKONING. Versinke sie doch mitsamt all ihrer Zuversicht in jenem Gefühlsstrudel, durch den man nun mal hindurch muss, wenn sich eine neue Liebe anbahnt.
AmazonEine waidwunde Verletzlichkeit liegt da drin, die Kimbra jedoch sogleich wieder kassiert, wenn sie es im Refrain des folgenden „Replay!“ derart harsch bouncen und bratzen lässt, dass die Wände wackeln. Eben hier, im lustvollen Kontrastieren, liegt denn auch der Zauber dieser wunderbar weit gestreuten Platte.
Sie versammelt blitzgescheite Reflexionen über stereotype Geschlechterbilder und klassischen Soul-Schmacht, extratight groovenden Funk aus der Prince-Schule („La Type“), groß aufgezogene Filmmusik-Streicherwände („I Don’t Want To Fight“) oder mit Songs wie „New Habit“ auch jenen strahlenden maschinenmusikalischen Future-R’n’B, wie man ihn etwa von Spezialisten wie dem Briten Christopher Taylor alias Sohn kennt.