Kiesgroup :: Shantychrist
Der Kunstpop der Düsseldorfer verströmt verstörende Freundlichkeit.
Das Schöne an Kiesgroup: Man erkennt nie genau, ob die Düsseldorfer die Dinge überhaupt ernst meinen. Ebenso wie die auch musikalisch nicht allzu weit entfernten Wolke baut die Band um Andreas van der Wingen cheesy Popsongs, die aber immer ein Hintertürchen offenlassen. Manchmal kann man dann da durchschlüpfen, den Garten queren, über den Zaun springen und in einer Musikwelt landen, in der alles umarmt und geherzt wird, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Fehlfarben, aber auch der olle Lindenberg oder der fast genau so olle Dorau. Electroclash, Schlager, Piano-Pop, Rotzrock. All das springt da herum und stiftet Verwirrung. In „Solange es Menschen gibt“ regiert etwa eine Verzückung, die von hübschen Heilsverbrechen flankiert wird: Alleine, so heißt es hier, werde niemand sein, bevor die Nummer in einen Sound kippt, der ziemlich genau so klingt wie die Pet-Shop-Boys-Version von Blurs „Girls & Boys“. Dass im nächsten Song zur im Studio-Braun-Style deklarierten Textzeile „Alles riecht heute wieder nach Kohlsuppe“ ordentlich herumgeholzt wird, sei der Vollständigkeit halber erwähnt, ebenso wie die Tatsache, dass nach diversen Hakenschlägen alles mit einem halbstündigen Hörspiel endet. Was die wollen? Bleibt im Dunkeln. Was die stört? Ebenso. Hat auf jeden Fall nicht nur mit Liebe zu tun, sondern auch mit dem Schweinesystem. Wäre die Welt ein Streichelzoo, wären Kiesgroup ein total niedliches Schaf, das genau in dem Moment zubeißt, in dem das Kind die Hand mit dem Futter hinhält.
Key Tracks: „Solange es Menschen gibt“, „Call-Center-Agent“, „Drei Wünsche“
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