Keren Ann – Not Going Anywhere
Wenn das so sanfte wie festliche Trompetenecho in dem Folkkleinod „Polly niedergeht wie tanzende Schneeflocken, schließen sich Augen und es öffnen sich die Herzen. Auch das wie für ein Tim-Burton-Kinomärchen maßgepuderte Kinderchor- und Glockenspiel-Arrangement des Summstücks „Road Bin ‚ bringt tiefe Verwunschenheit übers Land. Momente, die großzügig die Seele zuckern, gäbe es noch manche zu nennen auf not soing anywhere. Doch entstünde dann vielleicht der Eindruck, Keren Anns drittes (allerdings erstes englischsprachiges] Album ist so eine Momente-Platte, platten durch die sich hübsch husch-huschen ließe. Mitnichten: Sie ist rundum ein Gedicht. Zu der sich herzwarm melancholisiert engtanzen lässt mit sich selbst. Die halbe Nacht. So wie auch Keren Ann im flauen Licht nur leise, nicht zerbrechlich zu sich selbst zu singen scheint, von ihrer kleinen Welt, die sich mit Hauskatzenblick vom Fenstersims aus durchmessen lässt. In die ein Du komml und geht, verfolgt noch von Gedanken, die aberverfliegen. In der Keren Ann Geschichten auch vom Fernweh erzählt, doch sie bleibt: „Tide will rise and lall atong the bay and Im not going anywhere.“ Arrangiert hat den Teil der Lieder, die in französischer Sprache bereits auf la disparition 2002 erschienen waren. Benjamin Biolay. Doch Keren kann das auch allein: Harmonika, Piano, Chore, die durchweg filmreifen Streicherarrangements und vor allem ihre wintermorgenklare Akustikgitarre dort hinlupfen, wo es den Song swingen, lächeln, schnurren macht. Ob Blues, ob Jazz, ob Chanson, ob Pop wie bei Vega. Hardy oder Brickell – sie können einfach nicht anders.
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