Kelley Stoltz – Below The Branches :: VÖ: 3.2.

Plattenlabels muß man nicht verstehen. Als Kelley Stoltz die Songs sein letztes Albums aufgenommen hatte, wollte es niemand veröffentlichen. Kurz entschlossen packte der Sänger, Songwriter und Multiinstrumentalist aus San Francisco seine Sachen, ging auf Tour, ließ ein paar hundert Exemplare auf Vinyl pressen und verkaufte sie bei seinen Konzerten. Die Heim- und Bühnenarbeit zeitigte erste Erfolge, ein kleines, lokales Label interessierte sich für das Album, die britische Pop-Presse entdeckte die Liedersammlung mit Verspätung. Beim aktuellen Album ist alles anders: Als Sub-Pop-Veröffentlichung wird BELOW THE Branches die verdiente Aufmerksamkeit finden. Willkommen in der Champions League der Singer/Songwriter-Klasse 2006, Stoltz hat eine Pop-Platte gemacht, die aus dem Vertrauten schöpft und von viel, viel Talent zehrt. Reichlich Piano hat das hier, Kelley Stoltz singt Folksongs mit Schwefelgeruch, schwingt sich in beatleskes Liedglück, braust auf Beach-Boys-Chören davon und bastelt am 4-C-Psychedelic-Rockdino. Menschenskinder, wie viele Klangfarben den Himmel hinterm großen Lalalalala ausmachen – melancholisch, dramatisch, sonnig, seltsam immer wieder Daß BELOW the branches nie zum Rock- und Popsupermarkt verkommt, liegt an der zeitlosen Qualität der Songs und den schönen Details. Irgendjemand hat geschrieben, daß dieser Stoltz wie ein junger Phil Spector daherkommt, der die Beatles unter Wasser aufgenommen hat. Das klingt verlockend. Aber es ist eher so, daß Stoltz Phil Spector in einem Unterwassertraum begegnet sein muß, und als er sich von dieser Begegnung wieder erholte, hat er schnell ein Dutzend Songs geschrieben, im Bewußtsein, dar] John Lennon nicht der einzige tolle Songwriterwar. Kelley Stoltz kann verdächtig viel. Er ist die eierlegende Wollmilchsau, die selbst im großen Kulturkessel San Francisco nicht alle Tage geboren wird.

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