Kele :: The Boxer
Wichita/Cooperative Music/Universal
Man muss es ganz altmodisch Dance nennen. Der Sänger von Bloc Party geht auf seinem ersten Soloalbum von aktuellsten Clubbezügen bis weit zurück in die 90er-Jahre.
Bloc Party sind nicht deine kuschelige Allzweck-Indie-Band. Das ist spätestens mit dem dritten Album INTIMACY klar geworden. Das nicht unumstrittene zweite Album A WEEKEND IN THE CITY hatte vorher schon signalisiert, dass es Bloc Party um eine zunehmende Elektroisierung von Indie geht. Und natürlich „Flux“, die Interimssingle, als ironische Annäherung an den Eurodance-Sound der 90er-Jahre, die von kaum einem verstanden wurde. Jetzt befinden sich Bloc Party in einer – nach der offiziellen Sprachregelung – „Bandpause“, die vielleicht unmerklich in die Auflösung übergeht. Folgerichtig, dass Sänger und Gitarrist Kele (Okereke), diese Zeit nutzt, um ein – nennen wir es – Dance-Album aufzunehmen. THE BOXER geht von aktuellsten Clubbezügen bis weit zurück in die 90er-Jahre. Okereke hatte ja auch immer wieder betont, dass er ein Dance-Mensch ist. Wenn Bloc Partys A WEEKEND IN THE CITY das Berlin-Album war, ist THE BOXER Keles New-York-Album, produziert von Spank-Rock-Mitglied XXXchange (Santigold, The Kills, Amanda Blank) in seinem Studio in Brooklyn. Und gleich im ersten Track wähnt man den Einfluss des Produzenten herauszuhören. „Walk Tall“ ist ein tribalistischer Call-and-respond-Gesang auf Basis fies im unteren Bereich herumzwirbelnder Synthesizer, circa „Mercury“. „The Other Side“, ein dekonstruierter Funk mit Stakkato-Gitarre, lediglich „Unholy Thoughts“ ist formal nah dran am Indie-Rock-Territorium. Der große Rest verbindet Texturen aus Elektro-Rock, subsonische Basslines, teilweise verzerrten Gesang mit käsigen 90er-Jahre-Rave-Sounds. Für Nostalgiker bleibt Kele Okerekes unverwechselbare Stimme, die hier nicht – wie auf den meisten Aufnahmen von Bloc Party – im Mix verschwindet. Dass die Qualität der Songs nach hintenraus abnimmt, ein bisschen beliebiger wird, dass dann ein, zwei ätherische Balladen folgen, wird von der Sammlung erstklassiger Clubtracks in der ersten Hälfte des Albums aufgewogen.
Artverwandtes: Bloc Party Flux (2007) Bloc Party Mercury (2008)
www.iamkele.com
CD im ME S. 15
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