Keine Zukunft war gestern von IG Dreck auf Papier

Dieser schwere, schön gedruckte Band ist in weiten Teilen ein Gegenbeispiel zu obigem: die Bildauswahl weitgehend zufällig (was halt da war), die Zeitzeugen (wer halt da war) wiederholen sich in ihren Kurzerinnerungen an frühe Tage, erste Konzerte, Fanzines etc. bis zur Totalredundanz ohne persönliche Färbung, der Erkenntnisgewinn ist daher äußerst gering und reicht nicht an die einschlägigen Standardwerke heran. Zudem gehen die Herausgeber-mit oder ohne Not-der Mythologisierung von Jürgen Teipel („Verschwende deine Jugend“) auf den Leim und konzentrieren sich so weitestgehend auf die angeblich maßgeblichen Szenen in Berlin, Hamburg und Düsseldorf (die den historiografischen Vorteil bieten, dass sie grundsätzlich bekannten Rock-Geschäftsmustern folgten, von der Nachahmung englischer Vorbilder bis zur Kommerzialisierung), dass die untergründigen, geheimnisvollen, dadaistischen, situationistischen, widersprüchlichen, politisch-aktionistischen, wirklich spannenden Elemente und Experimente, ebenso wie die Wurzeln bis in die 2Oer-Jahre und weiter, ausgeblendet bleiben und Punk als „ganz normales“ Rock-Genre erscheint Der Erkenntnisgewinn ist

folglich äußerst gering, zumal die „Essays, die etwa ein Drittel des Buchs ausmachen, kaum das Niveau lesenswerter Besinnungsaufsätze erreichen und die Interviews mit einigen Zeitzeugen keinerlei Bemühen um Tiefe und Hintergrund erkennen lassen. Immerhin gibt es viele hübsche Bilder, die das Blättern amüsant machen.