Kate Nash – Made Of Bricks :: Kunst, Leben und Liebe

Es gibt so Tage, besonders im Herbst: Da hört man zehn Platten hintereinander, und das Gesicht will nicht kürzer werden. Alles rauscht irgendwie so vorbei und landet in der Kiste mit der Aufschrift „Belanglosigkeiten; bei Gelegenheit klimaneutral entsorgen (Mond o. ä.)“, und wenn die neunte Platte wieder dort gelandet ist, wird man stutzig und hegt den Verdacht, man sei nun vielleicht doch endlich drüber und durch mit der Popmusik. Dann kommt Kate Nash daher, lächelt frech, streichelt dem Verdrossenen das Hängeköpfchen und weist energisch (und mit herausgestreckter Zunge) darauf hin, dass nichts verloren ist und worauf es ankommt: den Funken der Inspiration, der über die übliche Fließbandmusiziererei nicht hinausgeht, sondern ganz woanders funkt, dort wo Kunst, Leben und Liebe stattfinden und ein und dasselbe sind. Kate Nash, haben wir erfahren, sei „die neue Lily Allen“. Stimmt, wenn Peter Doherty der neue Jimmy Pursey und der Herbst der neue Frühling ist. Kate Nash ist Kate Nash; sie mag den alten Adverts-Schlager „Bored Teenagers“, John Cooper Clarke, Regina Spektor und viele andere Kleinigkeiten, die man ihr und ihren schmucken Songperlen zwischen fröhlich (aber mit einem gebrochenen Fuß) tänzelndem Freizeitpop, zornigen (aber verletzlichen) Trotzattacken und schwer traurigen (aber unverschämt grinsenden) Alltagsballaden nicht anhört. Weil man, wenn Kate Nash mit ihrem wunderbaren Harrower Straßenakzent und ihrer entflammend bebenden Traumstimme singt, nicht anhört und heraushört und irgendwas mithört, sondern: zuhört. Vier Minuten „Foundations“ haben in diesem Sommer gereicht, um die ehern geglaubte britische Pop-Ordnung in ihren Foundations zu erschüttern, und ein 20 Frühlinge junges Mädchen, das sich nach einem Treppensturz (mit gebrochenem Fuß) die Langeweile im Krankenbett mit ein bisschen Songwriting vertreiben wollte, an all den Megaproduktreihen und verlässlichen Sellergestalten vorbei auf den Charts-Gipfel geweht. So was interessiert uns normalerweise nicht, Erfolg ist ein schnöder Schmarrn, aber wenn er einen Menschen mit einer derart gänsehautträchtigen Stimme, einem so unverschämten Gespür für das Schöne im Simplen und einer solchen Neigung zum allüren- und filterfreien, dafür von Emotion und Witz durchfluteten Geschichtenerzählen trifft, dann gönnen wir uns ein heimliches Triumphgrinsen und schießen das ganze andere Zeug auf den Mond. Klimaneutral.

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