Kashmir – No Balance Palace

Man es kann es für einen Zufall halten oder schicksalhaft von der Wiederkehr des ewig Gleichen – auch in der Popmusik – sprechen. Direkt vor dem ersten Durchlauf des neuen Kashmir-Albums befand sich Antics von Interpol in meinem Discman. Und „Kalifornia“, der Opener von No Balance Palace, hat genau die notige Portion düsterer Schwermut, um einen fließenden „Übergang“ zwischen den beiden Alben herzustellen. Wenn man weiterhin zuhört, wird man wahrscheinlich aber dann doch konstatieren müssen, daß hier gewisse Affinitäten zum momentanen New Wave-Zeitgeist beabsichtigt sind. Muß ja per se nichts Schlechtes sein, Popmusik lebt schließlich von solchem Wiederkehren, und daß Kashmir sich langsam vom Etikett „die dänischen Radiohead“ zu lösen versuchen und eine gewisse Experimentierfreude beweisen, schadet sicher nicht. Womit wiederum aber nicht gemeint sein muß, daß Abwechslungsreichtum die große Stärke des Albums wäre. Angeleitet werden Kashmir von Bowie-Intimus Tony Visconti, und größter Ausreißer ist bezeichnenderweise „The Cynic“, bei dem das Pop-Chamäleon höchstselbst eine Strophe singt und das mit seinen flächigen Synthies und leichten Industrialanleihen auch auf Blurs 13 oder im Bowie-Spätwerk (Hours… ?) einen Platz fände. Unterbrechungen bieten auch das 30-Sekunden-Instrumental „Diana Ross“ und die Spoken-Word-Performancevon Lou Reed auf „Black Building“. Aber nicht falsch verstehen: Auch die anderen Songs wachsen dem Hörer zunehmend ans Herz. Vielleicht nicht beim ersten Hören. Sicher nicht die Wiederkehr des ewig Gleichen, eher schon des durchaus Schönen.

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