Kasabian :: Velociraptor!
Columbia/Sony Music
Die Mittelengländer protzen auf ihrem vierten Album mit dem Selbstbewusstsein von Rock-Dinosauriern.
Der Beginn des vierten Kasabian-Albums enttäuscht ein bisschen. Die Songs „Let’s Roll Like We Used To“ und „Goodbye Kiss“ sind zwei glatte Britpop-Dinger mit Streichern und fetten Melodien. Man hat schon das Bild vor Augen, wie sich die halbe Inselnation dazu in den Armen liegt. So etwas muss sicher sein, denn wer wie Kasabian sein Publikum gewonnen hat, sollte es nicht mit aller Gewalt verstoßen. Es spricht jedoch sehr für Kasabian, dass sie sich damit allein nicht zufriedengeben. Seit ihrem letzten Album West Ryder Pauper Lunatic Asylum aus dem Jahr 2009 wissen wir ja, dass Kasabian auch das Werk von Wahnsinnigen ist, von Leuten, die ständig am Rad drehen und es möglichst noch überdrehen wollen. Dieses Mal ist das vor allem während des zweiten Teils des Albums der Fall. Der rockige Titelsong erinnert sofort an die Wildheit von The Who. „Acid Turkish Bath (Shelter From The Storm)“ hält, was der Titel verspricht: Sechs Minuten im Tanzkeller unter dem Einfluss psychedelischer Drogen, umweht von dramatischen orientalischen Streichern und einem Anflug von Led-Zeppelin-Energie. Für „I Hear Voices“ und „Neon Noon“ hat Songschreiber Serge Pizzorno mit analogen ARP-Synthesizern gearbeitet. Daran merkt man, dass die Lads aus Leicester auch ohne burschikose Prahlerei auskommen können. Interessant ist auch der Einfluss von Duran Duran in „Re-wired“. Normalerweise würde man Kasabian von allen Einflüssen der Dandys aus Birmingham unbedingt abraten, aber die Art und Weise, wie sie sich auf die einen Reim machen, nötigt Respekt ab. So geht Stadionrock voll in Ordnung.
Key Tracks: „Goodbye Kiss“, „Acid Turkish Bath (Shelter From The Storm)“, „I Hear Voices“
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