Karies
Tagträume an der Schaummaschine I
This Charming Man/Cargo (VÖ: 10.3.)
Lebe deinen Albtraum: Mit dem Synthie unterm Arm geht’s noch tiefer in den Coldwave-Keller.
Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum? Ach, Schnauze. Wer einen Grund zum Aufstehen sucht, ist bei Karies an der falschen Adresse. Träume sind Schäume, wissen die Stuttgarter. Mit Ausnahme von Albträumen vielleicht. „Hast Du Angst? Liegst Du wach?“, raunt Benjamin Klaus Schröter mit effektbeladener Stimme, während einem „Im Morgenlicht“ seine eisigen Industrial-Ambient-Finger um die Kehle legt.
AmazonUnd spätestens jetzt muss man mit Ja antworten. Die Realität ist immer noch der fieseste Albtraum. Zwar haben Karies, wie ihre Freunde von Die Nerven, auf TAGTRÄUME AN DER SCHAUMMASCHINE I den schroffen Gitarren-Noise früher Alben abgeschmirgelt und eine feine Pop- und New-Wave-Schicht aufgetragen.
Es blitzt sogar zarter Humor auf, wenn die Band einen gewissen „Willy“ zu federndem Drumbeat und Mystery-Elektronik durchs Hamsterrad jagt. Doch auch im Synthwave-Nebel oder zur trägen Twang-Gitarre fröstelt es, während aus dem Hinterland die Krähen nahen („Laguna Seca“) und die „Karibik“ offenbar nur auf Sedativum erträglich ist. „Schmilzt es weg wie Schnee, tut es nicht mehr weh“, tröstet Schröter. Also, hier schmilzt nichts. Und die Gänsehaut bleibt.