Kapa Tult
ES SCHMECKT NICHT
Ladies&Ladys (23.6.)
Power Pop inklusive Rockausflippung, zu dem sich Fun und Feminismus umarmen.
Totale Erleichterung stellt sich ja immer dann ein, wenn so getextet wird, dass nicht Größenwahn und Ideenklau bei Vorbildern aus grauer Vorzeit, sondern das mutige Auf-sich-selbst-Schauen im Vordergrund steht. Das muss man erst mal hinkriegen: Selbstzweifel und Selbstreflexion ohne Jammerton, aber mit Power und Humor zu kommunizieren. Kapa Tult (3 Frauen, 1 Mann) kann das. Und wie. Die Leipziger Band rauscht auf ihrem Debüt souverän über alles drüber, was in den letzten Jahren an feministischer Befindlichkeitslyrik in der deutschsprachigen Musiklandschaft aufgemauert wurde.
Wenn ihr eine genervte 18-Jährige in der Wohnung rumliegen habt, kauft ihr dieses Album
Endlich werden klare Ansagen gemacht, wird genau und ehrlich hingeschaut, auf das, was wirklich so da ist und rumliegt, in den Leben von Frauen zwischen 20 und 30. Toxische Beziehungen mit Arschlöchern („BitteBitteBitte“), doppeldeutige Begeisterung über bestimmte Talente des Ex-Freundes („Leck mich“) oder auch tolle platonische Beziehungen, die funktionieren („Ich hab einen Freund, den ich von einer Party kenn“) – alles wird mit den Mitteln des Punk und des Pop beschrieben und verhandelt.
Und ja, beides kommt hier organisch zusammen und wird durch hervorragenden Chor- und Sologesang getragen. Souverän und irrsinnig komisch. Selbst das großartige Depressionsstück „Menschen (denen es gut geht)“ lädt zum Schmunzeln und Schunkeln ein. Wenn ihr eine genervte 18-Jährige in der Wohnung rumliegen habt, kauft ihr dieses Album. Dann läuft es wieder!